Kurzbeschreibung

In der Magiologia versuchte der schweizerische calvinistische Pfarrer Bartholomaeus Anhorn, den Glauben an Magie und Hexerei gegenüber der aufgeklärten Skepsis zu verteidigen. In diesem 1000-seitigen Werk zog Anhorn Beweise aus der Heiligen Schrift, der Volkskunde und dämonologischen Abhandlungen aus der Zeit der europäischen Hexenverfolgung heran, um seine Leser davon zu überzeugen, dass Hexerei real war und eine ernste Bedrohung für die christliche Gesellschaft darstellte. Diese Passage, in der behauptet wird, dass alle Magie und Hexerei durch einen dämonischen Pakt zustande kommt, veranschaulicht das Fortbestehen traditioneller übernatürlicher Überzeugungen im so genannten „Zeitalter der Vernunft“.

Bartholomaeus Anhorn von Hartwiss, Magiologia (1675)

Quelle

§ 5.
Bestätigung deß schädlichen Teufelischen Bunds.

Wann der obangedeutete elende und schädliche Bund zwischen dem Teufel / und einem Gottes unn seiner ewigen Seligheit vergessenen Menschen aufgerichtet und gemachet ist / will der abgesage Gottes und Menschen Feind denselbigen auch bestätiget haben / und das durch Zeugen / Handschrifft und Zeichen.

a. Durch Zeugen. Darumb führet der Teufel seine newe verbündete alsobald in die Zauberer Versamlungen und Hexen Gesellschafften / wo dieselbige immer gehalten werden / darmit die Teufels-Freund ein anderen allerseits erkennen lernen. Also stelte sich Ludwig Gauffredy, nach dem er den Bund mit dem Teufel gemacht / alßbald in den grossen Versamlungen der Zauberer ein, und führte auch die von ihm verführte edle Magdalena von Palud zu einem grossen Hauffen Männer und Weiber / die umb einen Bok her danzen / redte ihren den anfangs empfangenen Schreken auß / und versicherte sie . daß alle / die sie sehe / ihre gute Freund wären / in deren Gesellschafft sie grosse Ehr und Ansehen haben werde.

b. Durch Handschrifft / welche die elenden Leuth mit ihrem eigenen Blut schreiben / und dem Teufel überantworten müssen. Also hat sich dem Teufel mit seinem eigenen Blut Johann Faust / und offt ernenter Ludwig Gauffredy verschrieben: wie nie weniger der arme Taglöhner Anno 1642 zu Eßlingen im Herzogthumb Wirtenberg; und weilen dieser nicht schreiben können / hat ihme der Teufel seine Hand geführet.

c. Durch Zeichen. Diese Zeichen macht der Teufel selber denen in seinen Bund getrettenen an ihrem Leib / massen Rosset. Theatr. Trag. pm. 59. meldet / daß der Teufel / die ihme von Ludwig Gauffredy zugeführte Magdalena von Palud auch bezeichnet / wie andere Zauberer. Die Gstalt aber dieser Zauberzeichen sollen seyn wie Hasen- oder Kazen Pfotten / wie Krotten-Händ / wie schwarze Hünd / oder sonst nur einfältige schwarze blawe Maasen.

Diese vom Teufel den Zaubereren und Hexen auf- und eingetrukte Zeichen / sollen / wie man schreibt / ganz unempfindlich seyn / also daß / wann man gleich aine Nadlen tieff in dieselbigen hineinsteket: doch weder Blut herauß fliesset / noch einige Empfindligheit an denselbigen verspüret wird / wie solches Martinus DelRio disquis. Magiae.1.2.q.21. pag. m. 198. 199. mit Einführung underschiedlicher Exmplen beweisett.

§ 6.
Der Teufel will durch disen Bund geehret werden.

Es ist allen Menschen ins gemein / auch den abgöttischen Heiden / auß dem Liecht der Natur bekant / daß ein Gott / und derselbe das Höchste Gut sey / die Brunnquell unn Ursprung alles guten.

Diesem in der H. Schrifft sich seiner Kirchen / und allen wahren Gläubigen offenbarenden Gott / verpflichten sich die Christen / in dem H. Tauff und Abendmahl / ihne für den einigen wahren Gott zu erkennen: ihme als ihrem Schöpffer / Erlöser / Erhalter und Gutthäter / einig und allein / nach seinem H. Willen / in rechtschaffener Heiligheit und Gerechtigheit / die ganze Zeit ihres Lebens zudienen / ihme herzlich zuvertrawen / und ihre zeitliche und ewige Wohlfart bey niemand anders / als bey ihm allein zusuchen: und sagen hiermit dem Teufel und allen seinen Werken ab. Das verdreußt den Teufel / und thut ihm schmerzlich wehe / darumb verdunklet er bey den Heiden die natürliche Erkandtnuß Gottes durch Zauberey / Abgötterey / und andere Laster / verblendet ihnen ihre Sinn / 2. Cor. 4.4. und entfrembdet sie vom Leben / das auß Gott ist / Eph 4.18. Die Christen aber stürzet er auch in allerley Laster / und suchet sie insonderheit durch die Zauberey Gal. 5.20. von dem Bund mit GOtt abzuziehen / und sie / den seinigen anzunemmen / zu bereden. Auf solche weise

a. Sucher er den / anfänglich von ihm in die Sünd gestürzten / durch Christi Leyden und Tod aber auß seinem gewalt widerumb erretteten Menschen / von newen zubetriegen. Athanas. de salutati adventu Christi.

b. Er gibt sich den einfeltigen dar / als wäre er auch ein Gott / und suchet sein Reich aufzurichten und zu bestäthigen; wie Gott das seinige aufrichtet und bestätiget.

α Gott hat vor zeiten durch seine Propheten mit seinem Volk geredt / und demselbigen seinen Willen deuthlich und klärlich geoffenbaret. Auf gleiche weise offenbaret der Fürst der Welt / der lätdige Teufel / seinen Reichsgnossen seinen Willen / theils selber / theils durch seine Diener die Zauberer.

ß Gott pflanzet und erhaltet sein Reich / durch sein Wort / Geist und Sacrament. Gleiche weise braucht der Sathan auch in Pflanzung und Erhaltung seines Reichs.

aa. Der Sathan macht viel Wort / er verheißt guldene Berg: es ist aber alles lauter Betriegerey und Schalkheit.

bb. Der Teufel sendet seine Geister auß / die lehren aber keine Warheit / sonder sind falsche und verführische Geister in dem Mund aller deren / welche der Herr / nach seiner H. Gerechtigheit / dem Gewalt deß Teufels übergeben: 2. Reg. 22.23.

cc. Der Teufel hat auch seine Sacrament / seinen Tauf in seinem verfluchten Namen / seine Characteren und andere Zeichen / mit denen er die seinigen bezeichnet; hierdurch die Entheiligung und Verachtung deß Göttlichen Nammens in die Gemüter der Menschen je länger je mehr einzugiessen: und hingegen sich selber / wegen seiner grossen Wissenschafft natürlicher / historischer und geistlicher Dingen / wie auch wegen seiner grossen Stärke / Krafft / und behenden geschwinden Listen / in grosses Ansehen bey denselbigen zubringen.

c. Er greifft die Leuth in allen Ständen an / sie zuverführen / und machet Zauberer.

αα Im geistlichen Stand: Als vor zeiten / den falschen Propheten Bileam: und zu unserer Vätter und Groß-Vätter Zeiten / viel underschiedliche; deren Exempel bey Martino DelRio, und Simone Majolo zufinden sind.

ßß. Im weltlichen Stand / hatte durch Verführung deß Teufels / Manasses ein König in Juda gezauberet. 2. Chron. 33.6. und Henricus oder Ericus, ein König in Schweden / welcher so genawe und enge Freundschafft mit den Teuflen gehabt / daß welchen Weg er seinen Hut auf seinem Kopf gewendet / daselbst herein angenemer Wind gewähet / daher er auch ventosus pileus, der Wind-Hut / genennet worden.

γγ Und in dem Haußstand; wie wir in der H. Schrifft das Exempel an der Hexen zu Endor haben / 2. Sam. 28.8. Und ach laider! noch täglich hin und wider / Weiber und Männer mit diesem schrecklichen Laster sich besteken; doch mehr Weiber als Männer / als welche ins gemein unfürsichtiger als die Männer / ihre Gemüts Neigungen / weniger uberwinden können / und sich viel eher zu dem Bösen verleiten lassen. Chrysostom. Homil. 44. in Matth. 23.

Quelle: Magiologia, Das ist: Christlicher Bericht Von dem Aberglauben und Zauberey. Der Welt / ohne einige passion der Religionen fürgestellt / Durch Philonem Auguste Rauracorum. S.I. 1675, S. 262–69. Online verfügbar unter: https://mdz-nbn-resolving.de/details:bsb10132894

Bartholomaeus Anhorn von Hartwiss, Magiologia (1675), veröffentlicht in: German History in Documents and Images, <https://germanhistorydocs.org/de/das-heilige-roemische-reich-1648-1815/ghdi:document-5365> [04.11.2024].