Kurzbeschreibung

Der Niederländer A.H.G. „Anthony“ Fokker (1890–1919) studierte Flugzeugbau in Deutschland und gründete im Alter von 22 Jahren seine erste Flugzeugfabrik in Johannisthal bei Berlin. Fokker, der auch als Pilot ausgebildet war, flog die von ihm konstruierten Flugzeuge häufig selbst bei Testflügen und Flugvorführungen. In den Jahren vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs hatte er bereits Geschäftsbeziehungen zum deutschen Militär aufgebaut, das nach Kriegsbeginn zum Hauptabnehmer seiner Flugzeuge wurde. Fokker begann nun, seine Flugzeuge nach den spezifischen Anforderungen der neu gegründeten Flieger-Truppen des Deutschen Kaiserreichs (später Luftstreitkräfte) zu konstruieren. 1915 erhielt Fokker auf Betreiben des Oberkommandos des Heeres die deutsche Staatsbürgerschaft. Dieser Ausschnitt stammt aus einem Film, den Fokker 1917 drehte, als er an der Front in Belgien deutsche Militärpiloten traf, die Fokker-Flugzeuge flogen, um deren Verbesserungsvorschläge einzuholen. Fokker selbst ist in dem Film in Anzug und Mantel zu sehen. Wie der Titel des Films andeutet, war er besonders daran interessiert, Manfred von Richthofen (1892–1918) zu begegnen, dem berühmtesten Jagdflieger des Ersten Weltkriegs, der wegen der Lackierung seines Flugzeugs auch als „Roter Baron” bekannt war. In diesem Ausschnitt ist auch der spätere NSDAP-Politiker Hermann Göring (1:46 und 7:29) zu sehen, der ebenfalls zu den hochdekorierten Jagdfliegern des Ersten Weltkriegs gehörte. (Göring übernahm einige Monate nachdem Richthofen gefallen war das Kommando über dessen Staffel.) Neben Aufnahmen der Flugzeuge (Fokker D.VII) und ihrer Piloten im Einsatz dokumentiert Fokkers Filmmaterial auch die improvisierten Flugplätze sowie den Alltag der am Luftkrieg beteiligten Piloten, die schwimmen, mit Welpen spielen (und sogar mit zahmen Affen). Während zu Beginn des Ersten Weltkriegs noch Zeppeline zum Abwerfen von Bomben eingesetzt wurden, entwickelte sich der Einsatz moderner Kampfflugzeuge schnell zu einer Priorität für alle Kriegsparteien, vor allem um feindliche Flugzeuge abzufangen, die Artillerie-Positionen auskundschafteten. So beschleunigte der Krieg die Entwicklung der Luftfahrttechnik erheblich; so sehen wir bei 13:10 einen Fokker Dr. I Dreidecker. Der Filmausschnitt zeigt ebenfalls einen britischen Panzer (ein Mark IV der 12. Division bei 5:12), der bei der Schlacht von Cambrai im November 1917 von deutscher Artillerie zerstört wurde.

Als Deutschland nach seiner Kriegsniederlage durch den Vertrag von Versailles der Bau von Flugzeugen verboten wurde, kehrte Anthony Fokker zunächst in die Niederlande zurück, bevor er 1926 in die Vereinigten Staaten auswanderte.

Anton Fokker filmt Manfred von Richthofen und andere deutsche Jagdflieger an der Front in Belgien (1917)

Quelle

Quelle: Richthofen Film, Kamera: Anton H. G. Fokker, 1917. Bundesarchiv Filmarchiv Filmwerk ID: 12635. 
https://digitaler-lesesaal.bundesarchiv.de/video/12635/673078

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