Quelle
Vor einem Jahrzehnt, am 30. November 1907, sagte ich im Deutschen Reichstag am Schluss einer Rede über die innerpolitische Lage:
Als ich im Sterbezimmer des Fürsten Bismarck stand, diesem einfachen und schmucklosen Zimmer im Sachsenwald, fiel mein Blick auf ein Bild, das an der Wand hing. Es war ein Holzschnitt, es war das Bild von Ludwig Uhland. Der Sänger des guten alten Rechts, der Mann, der in der Frankfurter Paulskirche gesagt hatte: es wird kein Haupt über Deutschland leuchten, das nicht mit einem reichlichen Tropfen demokratischen Öls gesalbt ist, - schaute hinüber nach dem Lager, wo der große Mann der Tat verschieden war, der dem deutschen Volke den Traum der Jahrhunderte erfüllt hatte. Die ganze deutsche Geschichte sprach aus diesem Gegenüber, denn nur die Verbindung von altpreußisch-konservativer Tatkraft und Zucht mit deutschem, weitherzigen und liberalen Geiste kann die Zukunft der Nation zu einer glücklichen gestalten.
Quelle: Bernhard von Bülow, Reichstagsrede, 30. November 1907. Aufnahmedatum: 4. Februar 1918. Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv