Quelle
Verehrte Zeit- und Festgenossen, wenn wir heute im Jahre 2000 an jene längst vergangenen Zeiten zurückdenken, in denen die Menschen gezwungen waren, alles persönlich zu tun, was heute durch genial erdachte Maschinen ausgeführt wird, dann beschleicht uns ein geheimes Grauen. In primitivster Weise war man zu jener Zeit gezwungen, selbst zu gehen, zu schreiben, zu essen, zu sprechen, ja manchmal sogar zu denken. Wohl uns, dass wir dies heute nicht mehr nötig haben. Zum Beweise hierfür sehen Sie auch heute hier keinen lebenden Redner vor sich, sondern ich, die Sprechmaschine habe das Vergnügen, Sie alle im Namen der Veranstalter dieses Festes auf das Herzlichste zu begrüßen. Frei von allen jenen Sorgen, die uns früher verantwortungsvolle Tätigkeit aufbürdete, fordere ich Sie auf, sich heute nur dem Vergnügen hinzugeben, umso mehr, als Ihnen dieses löbliche Beginnen durch alle Errungenschaften des Jahres 2000 erleichtert werden soll. Und deshalb, meine Damen und Herren, rufe ich Ihnen zu, so laut es meine Konstruktion gestattet: Viel Vergnügen!
Quelle: Gustav Schönwald, Festrede zum Sprechmaschinenfest im Jahre 2000, 1908. Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv