Kurzbeschreibung

Ende August 1914 errang die 8. deutsche Armee unter dem Kommando des 66-jährigen Generals Paul von Hindenburg in der Schlacht von Tannenberg in Ostpreußen einen bedeutenden militärischen Sieg über die russische Armee. Die vier Tage dauernde Schlacht war Deutschlands erster großer Sieg an der Ostfront: Die deutsche Armee hatte 13.000 Verluste (Tote und Verwundete) zu beklagen, während die russische Armee 30.000 Tote und Verwundete zu verzeichnen hatte und, was noch verheerender war, 92.000 russische Gefangene genommen wurden. Die Kriegspropaganda und die anschließende Mythologisierung legten den Grundstein für einen militaristischen Personenkult, der sich um Hindenburg entspann. Die Schlacht fand eigentlich in der Nähe der Stadt Allenstein (heute Olsztyn, Polen) statt, doch Hindenburg beschloss, sie aus erinnerungsgeschichtlichen Gründen nach der nahe gelegenen Kleinstadt Tannenberg (heute Stembark, Polen) zu benennen: 500 Jahre zuvor hatten polnische und litauische Truppen bei Tannenberg die Armee des Deutschen Ordens geschlagen, und diese „zweite Schlacht von Tannenberg” im Jahr 1914 sollte nun symbolisch die Erinnerung an die frühere deutsche Niederlage auslöschen. Während Hindenburg fortan als „Held von Tannenberg” verehrt wurde, war der eigentliche Architekt dieses militärischen Erfolgs sein Stabschef Erich Ludendorff, ein ehrgeiziger und zielstrebiger, aber unangenehmer Charakter, der sich nicht zur Verherrlichung als Nationalheld eignete.

Hindenburg erließ diese Dankesbotschaft an seine Soldaten am 31. August 1914, dem Tag nach der Schlacht, und sie wurde anschließend in zahlreichen deutschen Zeitungen abgedruckt. Diese Tonaufzeichnung der Botschaft, in der er seinen Soldaten für ihren Einsatz dankt und sie mit einigen Tagen Urlaub belohnt, entstand jedoch erst mehrere Jahre nach der Schlacht, im Oktober 1917. Sie wurde von dem Sprachwissenschaftler Wilhelm Doegen angefertigt, der für die Preußische Staatsbibliothek eine Sammlung von Sprachaufnahmen führender Politiker und anderer bekannter Persönlichkeiten anlegte.

General Paul von Hindenburg, Dankerlass an die Soldaten der 8. Armee nach der Schlacht von Tannenberg (31. August 1914)

Quelle

Soldaten der 8. Armee! Die vieltägigen heißen Kämpfe auf den weiten Gefilden zwischen Allenstein und Neidenburg sind beendet. Ihr habt einen vernichtenden Sieg über 5 Armeekorps und 3
Kavalleriedivisionen errungen. Mehr als 90.000 Gefangene, ungezählte Geschütze und
Maschinengewehre, mehrere Fahnen und viele sonstige Kriegsbeute sind in unseren Händen. Die
geringen, der Einschließung entronnenen Trümmer der russischen Narew-Armee fliehen nach Süden
über die Grenze. Die russische Wilna-Armee hat von Königsberg her den Rückzug angetreten.
Nächst Gott dem Herrn ist dieser glänzende Erfolg Eurer Opferfreudigkeit, Euren unübertrefflichen
Marschleistungen und Eurer hervorragenden Tapferkeit zu danken. Ich hoffe, Euch jetzt einige Tage
wohlverdienter Ruhe lassen zu können. Dann aber geht es mit frischen Kräften wieder vorwärts mit Gott für Kaiser, König und Vaterland, bis der letzte Russe unsere teure, schwergeprüfte Heimatprovinz verlassen hat und wir unsere sieggewohnten Fahnen ins Feindesland hineingetragen haben. Es lebe Seine Majestät der Kaiser und König, Hurra!

Quelle: Paul von Hindenburg, Aus dem Dankerlass an die Truppen der 8. Armee nach der Schlacht von Tannenberg, 31. August 1914. Aufnahmedatum: 17. Oktober 1917. Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv

DRA