Quelle
Quelle: Fotograf/in unbekannt, 1904. National Archives of Namibia
1883 verkaufte Joseph Frederick, einer der Stammesältesten des Nama
Rinderzüchter-Stammes, das Kernstück dessen, was schließlich
Deutsch-Südwestafrika werden sollte, die Angra Pequena Bucht, an den
Bremer Kaufmann und Abenteurer Adolf Lüderitz (1834-1886). Ein Jahr
später erklärte die deutsche Reichsregierung die „Lüderitz Bucht“ (wie
sie nun genannt wurde) sowie deren direkte Umgebung zum „Schutzgebiet“.
Weitere Landerwerbsverträge wurden zwischen 1884 und 1890 geschlossen
und führten zum schnellen Wachstum des
Schutzgebietes Deutsch-Südwestafrika.
Diese Expansion wurde von wachsenden Spannungen zwischen deutschen
Siedlern und den heimischen Herero begleitet, bei denen es hauptsächlich
um die Verfügbarkeit von Land und Wasser ging – Spannungen, die
zusätzlich durch die rechtliche Diskriminierung der Herero seitens der
deutschen Reichsregierung verschlimmert wurden. 1904 lehnte sich der
Stamm der Herero auf, griff deutsche Farmen an und tötete ungefähr 150
deutsche Siedler. Als 766 deutsche Schutztruppen nicht in der Lage
waren, die Revolte niederzuschlagen, wurden 14.000 zusätzliche Truppen
unter dem Kommando des Generalleutnants Lothar von Trotha (1848-1920)
entsandt. Trotha besiegte die Herero und Nama (die sich den Herero
angeschlossen hatten) in der Schlacht bei Waterberg am 11. August 1904.
Daraufhin gab er ihnen ein Ultimatum: wenn sie das Territorium nich
verließen, würden sie getötet werden. Als viele Herero sich daraufhin in
ein Gebiet in der Wüste Kalahari zurückzogen, sorgte Trotha dafür, dass
sie von jeglicher Nahrungs- und Wasserversorgung abgeschnitten waren,
was zum Massensterben der Herero durch Verhungern und Verdursten führte.
Dieses Foto aus der Frühphase des Hererokrieges, auf dem gefangen
genommene Hereros mit einem Soldaten der deutschen Schutztruppe zu sehen
sind, verdeutlicht nicht nur das Ungleichgewicht der beiden
Kriegsparteien, sondern auch den extremen Charakter des deutschen
militärischen Vorgehens.
Die Brutalität Trothas löste Entsetzen im
Deutschen Reich und darüber hinaus aus. Der Aufstand endete schließlich
1907/1908. Grobe Schätzungen der Anzahl der getöteten Herero und Nama
belaufen sich jeweils auf 65.000 (80 Prozent der Herero Bevölkerung) und
10.000 (50 Prozent der Nama Bevölkerung). Die deutsche Ministerin für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Heidemarie Wieczorek-Zeul
reiste 2004 nach Namibia und sprach im Namen der deutschen Bevölkerung
eine formelle Entschuldigung aus.
Quelle: Fotograf/in unbekannt, 1904. National Archives of Namibia