Kurzbeschreibung

Carl Hagenbeck Jr. (1844–1913) erbte das Tierhandelsgeschäft seines Vaters, das zu dieser Zeit das größte in Europa war. 1874 eröffnete er seinen ersten Zoo in Hamburg, wo er nicht nur Tiere, sondern auch indigene Völker aus verschiedenen Teilen der Welt ausstellte. Diese weit beworbenen ethnografischen Ausstellungen wurden als Völkerschau bezeichnet und zogen große Menschenmengen an. Manchmal wurden dort Tänze oder Bräuche fremder Völker vorgeführt oder sogar Scheinkämpfe inszeniert, viele dieser Ausstellungen waren jedoch kaum mehr als Menschenzoos. 1907 eröffnete Hagenbeck einen neuen Zoo in Stellingen bei Hamburg. Es war der erste Zoo, in dem Tiere nicht in vergitterten Käfigen ausgestellt wurden, sondern in offenen Gehegen, die von Wassergräben umgeben waren, wie in diesem Film zu sehen ist. Neben lebensgroßen Dinosaurier-Nachbildungen zeigt das Filmmaterial auch eine ethnografische Ausstellung eines „indischen Tempels“, einer Konstruktion, die wie eine Hindu-Tempelruine aussieht und in der indische Männer und Frauen in traditioneller Kleidung zu sehen sind. Die indigenen Menschen in diesen Völkerschau-Ausstellungen wurden in der Regel von Hagenbeck und seinen lokalen Agenten rekrutiert und für ihre Teilnahme bezahlt. Der Film wurde von Louis Held (1851–1927) gedreht, einem erfolgreichen Fotografen aus Weimar, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann, auch kurze Dokumentarfilmen zu drehen.

Carl Hagenbecks Tierpark in Stellingen bei Hamburg (1911)

Quelle

Quelle: Carl Hagenbecks Tierpark in Stellingen bei Hamburg, Kamera: Louis Held, 1911. Bundesarchiv Filmarchiv; https://digitaler-lesesaal.bundesarchiv.de/video/7330/672018

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