Kurzbeschreibung
Die Ermahnung „Sie hatten vier Jahre Zeit“ erscheint an der Wand des
unten abgebildeten Ausstellungsraums. Vermutlich sollte es eine Anklage
aller in der Ausstellung gezeigten „entarteten“ Künstler sein, die sich
nach vier Jahren nationalsozialistischer Herrschaft noch immer nicht an
die neuen ästhetischen Richtlinien und die neue Kulturpolitik angepasst
hatten. Im Fall Wilhelm Lehmbrucks, dessen Skulptur
Große Kniende (1911) im Vordergrund
zu sehen ist, erscheint dieser Vorwurf sonderbar angesichts der
Tatsache, dass er 1919 Selbstmord begangen hatte. (Lehmbruck, der
während des Ersten Weltkriegs als Sanitäter gedient hatte, erholte sich
nie von den dort erlebten Grausamkeiten.) Lehmbrucks sensible
expressionistische Darstellung einer Frau mit kantigen, langen
Gliedmaßen vermittelt eine stille Nachdenklichkeit. Die Skulptur
entspricht in keinster Weise der nationalsozialistischen Vision der
idealen, „arischen“ menschlichen Form.