Kurzbeschreibung
Die nationalsozialistische Weltanschauung betrachtete das so genannte
„internationale Judentum“ als den gefährlichsten Rassenfeind des
deutschen Volkes. Angeblich verursachten Juden die biologische
Degenerierung der Nation und trugen Verantwortung für alle Krisen und
Missstände des Landes. Unter der allgemeinen Bevölkerung waren solche
auf rassistischem Antisemitismus, Sozialdarwinismus und Paranoia
ruhenden Ansichten jedoch anfangs nur Ausnahmeerscheinungen. Deshalb
hatte die NSDAP in ihren Wahlkämpfen und Propagandaaktionen der späten
zwanziger und frühen dreißiger Jahre vor allem die wirtschaftliche und
nationale Notlage des Landes betont und ihren Judenhass oft in den
Hintergrund gestellt. Eines der frühesten Zeichen nach Hitlers
Machtübernahme, dass von nun an staatlich gelenkter Antisemitismus zur
Politik der neuen Regierung gehören würde, war der am 1. April 1933
organisierte landesweite Boykott jüdischer Geschäfte und Firmen. Hitler
hatte am 28. März der NSDAP und SA aufgetragen, sich auf diese Aktion
vorzubereiten. Sein Kabinett stimmte der Maßnahme am folgenden Tag zu.
Der Hauptschauplatz des Boykotts war Berlin, wo SA-Männer Hauswände mit
antisemitischen Parolen beschmierten und sich einschüchternd vor
jüdischen Geschäften aufbauten. Außerdem fanden hier
Massendemonstrationen von Arbeitern und Mitgliedern der Hitler-Jugend
gegen angebliche Schmierkampagnen der „internationalen jüdischen Presse“
gegen das NS-Regime statt. In seinen Tagebuchaufzeichnungen bezeichnete
Goebbels den Tag als einen großen moralischen Triumph für das deutsche
Volk im Widerstand gegen jüdische Ausbeutung und Verleumdung.