Kurzbeschreibung

Hitler betrachtete die Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich als natürlichen Zusammenschluss der deutschen Bevölkerung beider Länder. Bis 1933 hatten die meisten österreichischen Parteien dieses Ziel ebenfalls verfolgt, doch mit Ernennung des Christlich-Sozialen Engelbert Dollfuß zum Bundeskanzler der österreichischen Republik änderte sich die innen- und außenpolitische Lage des Landes drastisch. Bis 1934 entmachtete Dollfuß den Nationalrat, suspendierte die parlamentarische Verfassung und verbot alle politischen Parteien, einschließlich der österreichischen NSDAP. Die von Dollfuß erlassene Verfassung etablierte einen an das italienische Modell angelehnten faschistischen Ständestaat. Außenpolitisch verteidigte Dollfuß Österreichs Selbstbestimmungsrecht und Unabhängigkeit vom Deutschen Reich. Trotz Parteiverbot agitierte die österreichische NSDAP mit deutscher Unterstützung weiter gegen das Dollfuß-Regime. Hitler ernannte den deutschen Reichstagsabgeordneten Dr. Theo Habicht zur Leitung der nationalsozialistischen Untergrundaktionen. Von München aus half Habicht auch bei den Vorbereitungen für einen Putschversuch gegen Dollfuß, den österreichische NSDAP- und SS-Anhänger für Mitte 1934 planten. Am 25. Juli des Jahres stürmten 150 Mitglieder der SS-Standarte 89 das Bundeskanzleramt in Wien und erschossen Dollfuß. Doch wurde diese Aktion sowie mehrere nationalsozialistische Aufstände im Land schnell von der österreichischen Armee niedergeschlagen. Für Hitler, der seine Beteiligung bestritt, war der so genannte „Juliputsch“ eine außenpolitische Blamage und ein zeitweiliger Rückschlag, der zudem das deutsch-italienische Verhältnis auf einen Tiefpunkt brachte. Mussolini, der sich als Wächter der Unabhängigkeit Österreichs sah und während des Putschversuchs Truppen am Brennerpass aufgestellt hatte, war außer sich vor Wut. Das Verhältnis zwischen den beiden Diktatoren entspannte sich erst nach der italienischen Invasion Abessiniens im folgenden Jahr. Im Gegenzug für Hitlers Unterstützung ließ Mussolini ihn wissen, er habe keine Einwände gegen Österreich als deutschen Satellitenstaat.

Die hier abgebildete Postkarte war in Deutschland kurz vor der Ermordung Dollfuß' im Umlauf. Mit nur 1,51 m Körpergröße war Dollfuß zweifellos sehr klein. Es scheint jedoch, dass dieses Foto manipuliert wurde, um Dollfuß im Vergleich zu Hitler, der 1,72 m groß gewesen sein soll, noch kleiner erscheinen zu lassen.

Der große und der kleine Kanzler: Die Karikatur zeigt Hitler und den österreichischen Bundeskanzler Engelbert Dollfuß kurz vor dessen Ermordung (Sommer 1934)

Quelle

Quelle: „Der große und der kleine Kanzler“, Hitler und der österreichische Bundeskanzler Dollfuß. Fotograf/in unbekannt.
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