Kurzbeschreibung
Bevor im Juli 1935 das Ministerium für kirchliche Angelegenheiten
gegründet und damit die staatliche Unterdrückung der christlichen
Kirchen institutionalisiert wurde, bewegte sich die
nationalsozialistische Politik gegenüber den Kirchen zwischen Duldung
und Einschüchterung. Da der Großteil der deutschen Bevölkerung einer der
beiden christlichen Konfessionen angehörte, bestand Hitlers Strategie
zunächst darin, deren gesellschaftlichen Einfluss einzudämmen, ohne
dadurch die gläubige Bevölkerung vom Regime zu entfremden. In beiden
Kirchen gab es von Beginn an einzelne, der NS-Ideologie anhängige
Vertreter, die dabei für die NS-Propaganda von großem Nutzen waren, wie
diese Aufnahme vom Reichsparteitag 1934 zeigt. Die Reichsparteitage
wurden als Sinnbild der Volksgemeinschaft inszeniert und insofern war
die Anwesenheit von Kirchenvertretern wie Ludwig Müller und Albanus
Schachleitner auf der Ehrentribüne ein wichtiges Signal an die
Bevölkerung. Müller war seit 1931 Mitglied der NSDAP, er war
Mitbegründer der „Glaubensbewegung Deutsche Christen“ und wurde von
Hitler selbst zum „Reichsbischof“ ernannt. Schachleitner bekannte sich
seit 1926 zum Nationalsozialismus und war suspendiert worden, nachdem er
im Februar 1933 einen begeisterten Artikel zu Hitlers Machtübernahme im
Völkischen Beobachter veröffentlicht hatte. Durch Hitlers Wirken wurde
er im August 1933 wiedereingesetzt und diente bis zu seinem Tod 1937 als
nationalsozialistischer Vorzeigekatholik.