Kurzbeschreibung

Schon seit 1933 leitete Goebbels’ Propagandaministerium die inhaltliche und stilistische Lenkung des Zeitungswesens durch tägliche Pressekonferenzen, die tatsächlich der Vorzensur dienten. Mit Kriegsausbruch verschärfte sich die staatliche Kontrolle der Presse drastisch. Mehr denn je sollte die Berichterstattung zum Propagandainstrument funktionalisiert werden, das die Kriegsrealität ideologisch interpretierte und verschönerte, wie der folgende Erlass Goebbels’ am Tag der Russlandinvasion veranschaulicht.

Goebbels’ neue Propagandarichtlinien (22. Juni 1941)

  • Joseph Goebbels

Quelle

22. 6. 41

Geheim!
V.I. Nr. 156/41

Tagesparole des Reichspressechefs.

Das verbrecherische bolschewistische Doppelspiel, das den überwältigenden Einsatz des deutschen Millionenheeres vom Nordkap bis zum Schwarzen Meer herausgefordert hat, ist im Laufe der nächsten Tage zum Gegenstand eines umfassenden publizistischen Wirkens der deutschen Presse zu machen, durch das dem deutschen Volke der Sinn und die geschichtliche Bedeutung dieses Kampfes anhand der Führerproklamation der vom Reichspressechef gegebenen besonderen Gesichtspunkte und des weitervorliegenden Materials nachdrücklich umrissen wird.

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Wie der Kampf ausgeht, ist für uns klar. Er kann nur mit einem Sieg der deutschen Waffen enden. Die Presse hat jetzt die entschiedene Aufgabe, Herz und Gefühl der Heimat so zu lenken, dass die Front sich auch jetzt wieder auf die Heimat verlassen kann. Diese Arbeit der deutschen Presse ist deshalb von so entschiedener Bedeutung, weil bisher um der militärischen Operationen willen die innere Vorbereitung des deutschen Volkes auf diese Wende hin fehlte.

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Das deutsche Volk bewegen heute zwei Fragen:

a) wie verträgt sich der Krieg mit der Sowjet-Union mit den Hoffnungen auf baldiges Kriegsende,

b) nach jahrelangem antibolschewistischen Kampf haben wir dann einen Pakt geschlossen mit Moskau, wie konnte es nun zu der zweiten Wende kommen.

zu a) Das wichtigste Argument ist hier die Betonung der Tatsache, dass ein voller Einsatz der deutschen Wehrmacht im Westen solange unmöglich war, als im Osten eine unbekannte verräterische Größe stand. Die Behandlung dieses Argumentes ist für die psychologische Haltung des ganzen deutschen Volkes in diesem Kampf entschieden und daher entsprochen gut herauszuarbeiten,

zu b) Hier ist klarzumachen, dass es sich nicht einfach um eine einfache Schwenkung handelt. Der Nationalsozialismus ist als Bewegung im Kampf gegen den Bolschewismus angetreten. Er hat unter diesem Zeichen das Reich erobert und neu gegründet. Nach Erfüllung dieser Aufgaben des Reiches ist der Kampf gegen den Bolschewismus durch einen scheinbaren Burgfrieden fast zwei Jahre zurückgestellt worden. Durch den jetzt vom Führer aufgedeckten Verrat der bolschewistischen Machthaber kehrt der Nationalsozialismus und damit das deutsche Volk jetzt zu dem Gesetz zurück, nachdem es angetreten ist, zum Kampf gegen Plutokratie und Bolschewismus.

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Quelle: Bundesarchiv Berlin, Sammlung Brammer, ZSg. 101/20.