Quelle
Quelle: Die Jugend des Führers Adolf Hitler. Bildbuch über die grossdeutsche Jugend, hrsg. von der Reichsjugendführung der NSDAP (Leipzig, 1942).
Die im frühen 19. Jahrhundert erbaute Neue Wache, ein neoklassisches Wachhaus Unter den Linden in Berlin-Mitte, hat eine lange und komplizierte Geschichte in der deutschen Erinnerungslandschaft. Das 1818 während eines offiziellen Staatsbesuchs des russischen Zaren Alexander I. im Königreich Preußen eingeweihte Gebäude diente ursprünglich als königliche Wachanlage und Denkmal für die Gefallenen der Napoleonischen Kriege. In den frühen 1930er Jahren wandelten Beamte der Weimarer Republik die Neue Wache in ein Denkmal für die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs um. Der Entwurf für die Umgestaltung war schlicht und verzichtete auf Verzierungen.
Wie dieses Foto zeigt, fügten die Nationalsozialisten dem Denkmal nach 1933 ein großes Kreuz hinzu und füllten die Umgebung mit Blumen und NS-Ornamenten. Das Denkmal wurde zur Kulisse für Reden von Parteifunktionären und für verschiedene NS-Kundgebungen. Die Veränderungen, welche die Nationalsozialisten an der Neuen Wache vornahmen, spiegelten ihre Bemühungen wider, den Nationalsozialismus in Lebensbereiche zu integrieren, deren Rituale traditionell in den Händen der christlichen Kirchen lagen – in diesem Fall das Totengedenken, aber auch Geburt und Ehe.
Nach 1945 wurde die Neue Wache zwei weiteren Umbauten unterzogen. Die DDR-Regierung ließ sie zu Ehren der „Opfer von Faschismus und Militarismus“ dahingehend neu gestalten, dass den Opfern mit einer ewigen Flamme gedacht wurde. Nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 wurde die ewige Flamme durch eine Pietà von Käthe Kollwitz (eine Skulptur einer trauernden Mutter, die ihr sterbendes Kind wiegt) ersetzt. Sie ist heute als „Zentrales Denkmal der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer von Krieg und Diktatur“ bekannt.
Quelle: Die Jugend des Führers Adolf Hitler. Bildbuch über die grossdeutsche Jugend, hrsg. von der Reichsjugendführung der NSDAP (Leipzig, 1942).