Kurzbeschreibung

Maximilian du Prel (1904-1945) war ein hochrangiger NS-Funktionär und Redakteur des Völkischen Beobachters, der offiziellen Parteizeitung der Nationalsozialisten. Diese von du Prel verfasste Rede, die hier als Nachwort zu einem Bericht über die erste Sitzung der Union Nationaler Journalistenverbände wiedergegeben wird, spiegelt sowohl die Feindseligkeit der Nationalsozialisten gegenüber der liberalen Presse auf dem Höhepunkt des Krieges als auch ihr Bestreben wider, die kulturelle Landschaft Europas nach nationalistischen Gesichtspunkten umzugestalten. Du Prel greift die Presse als das Produkt einer großen „jüdischen Verschwörung“ an, die nur auf Profit aus sei. Stattdessen müsse die Presse im nationalen Interesse arbeiten und dürfe nicht vom Materialismus befleckt sein. Die Union nationaler Journalistenverbände wurde 1940 ins Leben gerufen und sollte alle Journalisten in ganz Europa vereinen, als die Nazis ihre neue europäische Ordnung schufen. Dieser Gedanke kommt in den letzten Zeilen der Rede du Prels deutlich zum Ausdruck.
Die Union war von Anfang an eine von Deutschen dominierte Gruppe. Ihre Ziele spiegeln die nationalsozialistische Vorstellung der Gesellschaftsordnung Europas nach dem Krieg wider, welche für Spannungen mit anderen faschistischen und nationalistischen Regimen sorgte.

Maximilan du Prel, „Journalismus ist eine Mission“ (1942)

Quelle

Nachwort

Die Union nationaler Journalistenverbände wurde am 11. Dezember 1941 in Wien gemeinsam vom Reichsverband der Deutschen Presse und dem Sindacato Nazionale Fascista dei Giornalisti gegründet. Anläßlich ihrer Gründung traten der Union die Journalistenverbände Bulgariens, Kroatiens, Rumäniens, der Slowakei und Ungarns bei. Auch von japanischer Seite wurde die Gründung der Union lebhaft begrüßt, was in einem Begrüßungstelegramm japanischer Journalisten zum Ausdruck gebracht wurde, wonach diese ihre eigene Arbeit nach den Grundsätzen der Union ausrichten werden. Auf dem Venediger Kongreß haben sich, wie aus dem vorliegenden Bericht hervorgeht, nun auch die Journalisten Spaniens und Norwegens der Union angeschlossen, wodurch eine wesentliche Erweiterung des Wirkungsfeldes eingetreten ist.

Die Union nationaler Journalistenverbände ist der Sammelpunkt der Journalisten derjeniger Völker, die für die neue Ordnung eintreten und die Verantwortlichkeit der Pressearbeit betonen. Dies kommt in den Satzungen der Union zum Ausdruck, wonach die Union ihre Mitglieder zur „nationalen, wahrheitsgetreuen und von materiellen Interessen unbeeinflußten publizistischen Arbeit“ verpflichtet. Diese Prinzipien lassen den Beitritt von Juden nicht zu. Die Union hat sich zur Aufgabe gestellt, über das geistige, moralische und politische Prestige des journalistischen Berufsstandes zu wachen; sie tritt seiner Gefährdung durch pressefremde Elemente entgegen. Wissenschaftliche und publizistische Einrichtungen, die der allgemeinen Anerkennung dieser Grundsätze im Weltjournalismus dienen, werden von der Union unterhalten und gefördert. Daneben widmet sich die Union praktischen Aufgaben zur internationalen Erleichterung der journalistischen Berufstätigkeit und zur Förderung der Gesamtarbeit der Journalisten.

Dieses Programm der Union nationaler Journalistenverbände reicht weit über den Rahmen der früheren internationalen, nach liberalen Grundsätzen ausgerichteten Pressevereinigungen hinaus, denn jene stellten einen bloßen Zusammenschluß von Journalisten dar, ohne jede moralische Forderung gegenüber der Berufsausübung des Journalisten selbst. Sie haben damit dem Gedanken der Presse nicht genützt, sondern geschadet. Nachdem nunmehr aber, ausgehend von Deutschland und Italien, der Kampf gegen die Presselüge sich Bahn gebrochen hat und der Dienst an der Wahrheit als das echte Ziel des Journalismus erkannt wurde, war es möglich, unter der Beteiligung der genannten Nationen die Union zu gründen, die als der Zusammenschluß nationaler Journalistenverbände das Prinzip der Verantwortlichkeit in der Presse vertritt. Alle Journalisten der Welt, die den gleichen Grundsätzen huldigen und sich für eine anständige, moralisch fundierte Pressehaltung einsetzen, sind aufgefordert, der Union, wenn sich in ihrem Lande noch kein nationaler, diese Grundsätze vertretender Presseverband zusammengeschlossen hat, als Einzelmitglieder beizutreten.

Reichspressechef Dr. Dietrich hat in seiner Rede anläßlich der Gründung der Union nationaler Journalistenverbände in Wien darauf hingewiesen, daß der Kampf der verantwortungsvollen Journalisten in den Jahren vor dem Krieg stets auf den verbissenen Widerstand einer geschlossenen Front der Kriegshetzer und einer verschworenen Clique ihrer Soldschreiber gestoßen ist, die jede Diskussion über das Thema der Presselüge und jede Aussprache über die Notwendigkeit einer Pressereform in den Spalten der ihr hörigen Presse unterdrückt haben. Wo immer in der Presse der neutralen europäischen Staaten Stimmen laut wurden und sich die Gewissen rührten, wurde von dem jüdisch-demokratischen Journalismus die Taktik der Drohung und Einschüchterung gegen diese Staaten angewendet. Das Wesen der Erneuerung der Presse besteht nicht darin, die Pressefreiheit zu beseitigen, sondern die wahre Freiheit der Presse wiederherzustellen, indem auch in der Presse Freiheit und Verantwortung wieder miteinander in Einklang gebracht werden. Die Journalisten als unmittelbare geistige Gestalter der Zeitung müssen auch die unmittelbaren Träger der Verantwortung für ihren Inhalt sein. In den Schriftleitern verkörpert sich das Gewissen der Presse. In einer Zeit, in der nicht nur das Geschick einzelner, sondern die schicksalhaften Entschlüsse ganzer Völker von der richtigen oder falschen Darstellung eines Ereignisses, von der gewissenhaften Überprüfung oder der leichtfertigen Wiedergabe oder gar von der verbrecherischen Fälschung einer Meldung abhängen, muß die Verantwortlichkeit des betreffenden Journalisten klar hervortreten. Die Journalisten stehen in ihrer nationalen Verantwortung unter den Gesetzen der Nationen, denen sie angehören. Da es eine gesetzliche Verantwortlichkeit im internationalen Presseleben nicht gibt, kann die Verantwortlichkeit der Journalisten im Zusammenleben der Völker nur eine innere, eine charakterliche und moralische sein. Sie muß von den Journalisten selbst ausgehen und auf den inneren Gesetzen der eigenen Ehre gegründet sein.

Unter einer solchen geistigen Zielsetzung richtet sich auch die praktische Arbeit der Union aus. Das Zusammentreffen der der Union angehörenden Journalisten in Venedig stand im Zeichen der Manifestierung der verantwortlichen Pressehaltung, und in großangelegten Vorträgen wurde rückhaltlos Aufschluß gegeben über die verderblichen Folgen, die sich aus der wirklichkeitsfremden, wahrheitswidrigen Pressepolitik der Feindmächte noch in der jüngsten Vergangenheit ergeben haben. Insbesondere wurde der kapitalistischen, jüdischen und demokratischen Weltpresse hier zum ersten Male vor einem internationalen Forum mit unabweislichem Tatsachenmaterial die Maske vom Gesicht gezogen.

Der Zusammenschluß der nationalen Journalistenverbände zu einer Union hat neben der politischen Zielsetzung bereits auf vielen anderen Gebieten praktische Möglichkeiten aufgezeigt. Der geistige Austausch unter den Journalisten einzelner Völker beginnt sich auf einer neuen Basis zu entwickeln. Die Union sieht es als ihre Aufgabe an, durch die Schaffung und Förderung zweckentsprechender Einrichtungen dieser Entwicklung Rechnung zu tragen und durch die Erleichterung von Journalistenreisen, durch die Veranstaltung von Vorträgen und Zusammenkünften es dem einzelnen Journalisten zu erleichtern, eigene Eindrücke zu sammeln und den Blickpunkt zu erweitern. Dies bereits im Kriege aufgenommene Programm wird vor allem nach dem Endsieg eine starke Ausweitung finden.

Der Union wurde von der Stadt Wien das baulich reich ausgestattete Palais Schönborn als Sitz zur Verfügung gestellt. Der von dem bekannten Meister des Wiener Barock, Fischer von Erlach, errichtete Bau mit den überaus prächtigen Gesellschaftsräumen und großen Sälen, die die weithin bekannte Schönbornsche Bildergalerie beherbergen, hat schon bei der Gründung der Union einen festlichen Rahmen gebildet. In diesen Räumen findet nunmehr der Journalismus des neuen Europa im Presseclub der Union seine internationale gesellschaftliche Heimstätte, während in den Arbeitsräumen des Palais die Archive der Union mit dem vom Reichsverband der Deutschen Presse zur Verfügung gestellten Institut zur Erforschung und Förderung des internationalen Pressewesens untergebracht sind.

Zusammenfassend sei festgestellt, daß die Union nationaler Journalistenverbände mit ihrer politischen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Zielsetzung eine Einrichtung ist, die, dem geistigen Format der neuen Ordnung angepaßt, dem Journalismus neue Wege und Möglichkeiten zu erschließen am Werke ist.

Dr. Maximilian Freiherr du Prel
Generalsekretär der Union Nationaler Journalistenverbände

Quelle: Generalsekretariat der Union Nationaler Journalistenverbände, Hrsg., Journalismus ist eine Mission: Bericht vom ersten Kongress der Union Nationaler Journalistenverbände, Wien: Terramare Institut, 1942, S. 199-201.

Maximilan du Prel, „Journalismus ist eine Mission“ (1942), veröffentlicht in: German History in Documents and Images, <https://germanhistorydocs.org/de/deutschland-nationalsozialismus-1933-1945/ghdi:document-5188> [05.11.2024].