Quelle
Quelle: die neue linie, März 1935. Titelblatt.
die neue linie war ein deutsches Lifestyle-Magazin, das erstmals 1929 erschien und neben Reise-, Technik- und Architekturberichten auch modernes Design propagierte. Die Zeitschrift brachte Trends aus diesen Bereichen aus der ganzen Welt zusammen, was ihr eine äußerst internationale Note verlieh. Sie richtete sich an modebewusste und wohlhabende deutsche Männer und Frauen. Ein Hauptmerkmal des Magazins war die Bauhaus-Ästhetik, von der Verwendung von Kleinbuchstaben und serifenloser Schrift auf dem Titel bis hin zu den Layouts und Farbpaletten sowohl auf dem Cover als auch im Innenteil. Das Design der neuen linie fiel dem Lesepublikum auf, als sie zum ersten Mal an den Kiosken erschien, da es eine deutliche Abkehr von den typischen Formen der meisten Zeitschriften bedeutete. die neue linie wurde vor allem durch ihre einzigartigen Titelbilder bekannt, die häufig von dem Bauhaus-Künstler Herbert Bayer (1900-1985) gestaltet wurden. Bayer hatte zuvor für die Zeitschrift Vogue gearbeitet und entwickelte einen klaren visuellen Stil, der sich durch die Vermischung von Klein- und Großbuchstaben in seinen Schriftbildern auszeichnete. Nach 1933 blieb die Zeitschrift trotz der Abneigung der Nazis gegen das Bauhaus-Design und der weitreichenden Auswirkungen der Gleichschaltung weiter im Druck. Auch wenn sich die Themen im Lauf der Zeit mehr in Richtung nationales Design verlagerten, spiegelten einige Beispiele der grafischen Gestaltung – darunter auch die ikonischen Titelseiten – das anhaltende Interesse an modernem Design in NS-Deutschland wider. 1937 wurden einige von Herbert Bayers Arbeiten in die NS-Ausstellung „Entartete Kunst“ aufgenommen, und Bayer emigrierte schließlich 1938 nach New York und zog danach weiter durch die Vereinigten Staaten. Die relative Langlebigkeit der neuen linie erinnert Historiker/innen heute daran, dass der Einfluss der deutschen Moderne im nationalsozialistischen Deutschland trotz der öffentlichkeitswirksamen Angriffe auf die „entartete Kunst“ und den „Kosmopolitismus/Internationalismus“ in Kunst und Design nie ganz verschwand.
Quelle: die neue linie, März 1935. Titelblatt.