Kurzbeschreibung
Im sogenannten Reichskonkordat vom 20. Juli 1933 hatte sich die
katholische Kirche zum Rückzug aus der Politik verpflichtet. Im Gegenzug
versprach das NS-Regime, ihre institutionellen Sonderrechte und
Bekenntnisfreiheit zu wahren. Doch noch im selben Jahr begann die
staatliche Bedrängung der Kirche durch systematische Behinderung ihrer
Vereins- und Wohlfahrtsarbeit, durch Unterdrückung ihrer Presse und
durch willkürliche Schikane von Klerikern.
Mit der innen- und außenpolitischen Etablierung des NS-Regimes
eskalierte die Katholikenverfolgung dramatisch. Die kulturelle
Infrastruktur der Kirche wurde immer mehr untergraben, die polizeiliche
Überwachung von Gottesdiensten und Predigten verschärft, Klöster und
katholische Schulen aufgelöst. Außerdem leitete das NS-Regime unter
Koordination von Polizei und Propagandaministerium eine regelrechte
Hetz- und Verleumdungskampagne gegen Kleriker ein. Hunderte von Mönchen,
Nonnen und Priestern wurden unter Vorwurf von Korruption oder
Moralvergehen verhaftet und angeklagt. Ihre Schauprozesse sollten der
Öffentlichkeit beweisen, dass die Kirche von Geldgier, Betrügerei,
Homosexualität und Perversion durchsetzt sei. Im Rahmen der
NS-Katholikenverfolgung wurden rund ein Drittel aller Kleriker in
Deutschland Opfer von verschiedenen polizeilichen oder juristischen
Disziplinarmaßnahmen.
Das Foto zeigt den Bischof von Meißen, Peter Legge, als Angeklagten
beim Schauprozess wegen Devisenvergehen (auf der Anklagebank rechts
neben der Tür). Er wurde beschuldigt, bei der Rückzahlung holländischer
Anleihen, die sein Vorgänger getätigt hatte, gegen das Devisengesetz
verstoßen zu haben. Neben ihm sitzen sein Bruder Theodor Legge und
Generalvikar Wilhelm Soppa, der Leiter der bischöflichen Verwaltung.
Peter Legge wurde für schuldig befunden, zu einer Geldstrafe verurteilt
und für mehrere Jahre aus seinem Bistum gezwungen. Theodor Legge und
Wilhelm Soppa wurden ebenfalls für schuldig befunden und zusätzlich zu
einer Haftstrafe verurteilt. Das NS-Regime nutzte die Anklage der
Devisenverschiebung ebenso wie die der Homosexualität und Pädophilie, um
sich lästiger Kleriker zu entledigen und die katholische Kirche zu
diffamieren.