Kurzbeschreibung

Ernst Jennrich wurde zum Opfer der DDR-Diktatur, nachdem er in die Geschehnisse des Aufstands vom 17. Juni verwickelt und von der DDR-Strafjustiz zum Tod verurteilt und hingerichtet wurde. Jennrich, ein Gärtner und Familienvater aus Magdeburg, wurde kurz nach dem 17. Juni verhaftet und beschuldigt, während des Aufstandes einen Volkspolizisten erschossen zu haben. Er stritt dies vehement ab, wurde jedoch vor Gericht gestellt und allein auf der Grundlage von Zeugenaussagen in einem eintägigen Prozess zunächst zu lebenslanger Haft verurteilt. DDR-Justizministerin Hilde Benjamin intervenierte jedoch und bestand darauf, dass Jennrich als vermeintlicher Beteiligter an den Unruhen zum Tode verurteilt werden müsse. Daraufhin wurde der Fall erneut verhandelt und Jennrich diesmal in einem nur 15-minütigen Prozess zum Tod verurteilt. Er wurde am 20. März 1954 hingerichtet. 1991 wurde Ernst Jennrich posthum freigesprochen und seine Verurteilung für verfassungswidrig erklärt.
Die meisten Gerichtsverhandlungen in der DDR wurden auf Tonband aufgezeichnet. In diesem Ausschnitt aus dem ersten Prozess ist zunächst die Verlesung der Anklage durch den Staatsanwalt zu hören und danach Jennrichs letzte Worte vor der Urteilsverkündung.

Ausschnitte aus dem Schauprozess gegen Ernst Jennrich (25. August 1953)

Quelle

/Staatsanwalt:  Der Angeklagte hatte sich am 17. Juni an der Demonstration hier in Magdeburg als Rädelsführer beteiligt. Einigen Provokateuren war es bereits gelungen, fünf Polizisten die Karabiner wegzunehmen, und der Angeklagte setzte sich in Besitz eines dieser Karabiner.  Er hat dann mit diesem Karabiner – die Waffe lud er vorher durch – durch ein Fenster der Haftanstalt den Volkspolizeiangehörigen Schneider niedergeschossen. Der Volkspolizeiangehörige Schneider wurde auf der Stelle getötet.  Es ist weiter festzustellen, dass der Angeklagte während seines gesamten Aufenthalts im Stadtgebiet und während der Randalierung vor der Haftanstalt ständig Schmäh- und Drohrufe ausstieß.  Als dann schließlich die sowjetischen Freunde kamen mit ihren Panzern, war der Angeklagte einer der letzten, der das Feld verließ.

/Jennrich: Ich war auch niemals gewillt, Werkzeug dieser Menschen zu werden, oder Werkzeug der Provokateure vom Westen, noch zumals von Menschen, die versuchen, den Arbeiter auszubeuten. [Schluchzt] Habe ich doch … ich kann nur das eine sagen, dass ich niemals zu einem Mörder werden wollte  und ich auch niemals den Mord begangen habe,  weil ich genau weiß,  ich habe keinen Schuss in dem rechten Fenster abgegeben auf einem Volkspolizeiangehörigen.