Kurzbeschreibung
Die Stalinisierung der DDR zeigte sich deutlich an den Säuberungen
der Partei; eine dieser Aktionen richtete sich gegen ehemalige
kommunistische Westemigranten wie Paul Merker und führte zu
Inhaftierungen der Beschuldigten sowie langjährigen Haftstrafen. Neben
den Maßnahmen in der Sowjetunion waren die Vorbilder solcher Säuberungen
die Prozesse gegen László Rajk in Ungarn, Traitscho Kostow in Bulgarien
und Rudolf Slánský in der ČSSR, die alle - wie wir heute wissen -
jeweils mit erzwungenen Geständnissen und Hinrichtungen der Angeklagten
endeten. Auch in der DDR wurden ähnliche Schauprozesse geplant, deren
Durchführung nur durch Stalins Tod am 5. März 1953 verhindert wurde.
Eine weitere zentrale Facette des stalinistischen Systems war der
Personenkult. Zu Stalins 71. Geburtstag (1949) wurden in Berlin (Ost)
die Große Frankfurter Straße und die Frankfurter Allee, die mit enormem
Aufwand baulich neu gestaltet werden sollten, in Stalinallee umbenannt.
Am 3. August 1951 wurde in Berlin (Ost) das erste Stalindenkmal in
Deutschland enthüllt; anläßlich Stalins Tod hielt das Zentralkomitee der
SED eine Trauersitzung ab, der Ministerrat ordnete in der DDR
Staatstrauer an, und Kulturminister Johannes Becher schrieb ein Gedicht
zu Ehren Stalins.
Entstalinisiert wurde die DDR nach dem XX. Parteitag der KPdSU im
Februar 1956, auf dem Chruschtschow die stalinistischen Verbrechen offen
verurteilt hatte, hauptsächlich rhetorisch und symbolisch, nicht
politisch. So schrieb SED-Parteichef Walter Ulbricht am 4. März 1956 im
Neuen Deutschland, Stalin gehöre
nicht zu den Klassikern des Marxismus; das ostdeutsche Politbüro
behauptete sogar im SED-Parteiorgan am 29. April 1956, es habe in der
DDR nie einen Personenkult und Auswüchse des Stalinismus gegeben. Solche
Aussagen lassen sich allerdings kaum mit Bildern wie dem hier gezeigten
vereinbaren. Das Foto, vier Tage nach Stalins Tod aufgenommen, zeigt ein
Blumenmeer sowie eine Ansammlung von Trauernden auf der Stalinallee.