Quelle
/In der Bundeshauptstadt Bonn fand das zweite deutsch-deutsche
Gipfeltreffen nach den revolutionären Ereignissen in der DDR statt.
Bundeskanzler Helmut Kohl empfing den DDR-Ministerpräsidenten Hans
Modrow. Die Gespräche standen ganz im Zeichen des rapiden politischen
und wirtschaftlichen Veifalls in der DDR. Immer noch verlassen
zehntausende von DDR-Bürgern ihre Heimat, um in die Bundesrepublik
Deutschland überzusiedeln - für belde deutsche Staaten eine große
Belastung. Eine Wirtschafts- und Währungsunion soll entscheidend dazu
beitragen, diesen Übersiedlerstrom einzudämmen. Die Mark der
Bundesrepublik soll möglichst bald auch in der DDR als Zahlungsmittel
eingeführt werden. Vor der internationalen Presse nutzte Hans Modrow die
Gelegenheit zu einem dramatischen Appell an die Bevölkerung der
DDR:
/Modrow: Jeder möge nun wirklich in seiner angestammten Heimat
bleiben, alle haben eine Perspektive, alle haben ihre Chance.
Der
Bundeskanzier schloß nachdrücklich nationale Alleingänge auf dem Weg zur
Einheit Deutschlands aus:
/Kohl: Die Einheit Deutschlands muß
eingebettet sein in die gesamteuropäische Architektur und in den
Gesamtprozess der West-Ost-Beziehungen. Niemand hat daran ein größeres
Interesse als wir Deutschen selbst. Es geht um ein großes gemeinsames
Werk in unserem bislang geteilten Vaterland, es geht um eine friedliche
Zukunft für ein freies und geeintes Europa. Es geht um den deutschen und
europäischen Beitrag zum Weltfrieden.
Quelle: Deutschlandspiegel 427/1990. Bundesarchiv Filmarchiv ID: 29342