Quelle
I. Gründers Morgenlied
Verschwunden ist die dunkle Nacht,
Schon glänzt die Börs’
in neuer Pracht,
Zu leichtem Leben ist erwacht,
Was noch
in schweren Träumen lag,
Und seinen Kurs beginnt der Tag.
Ich atme auf vor Sorg’ und Mühn,
Es ist um mich so
frühlingsgrün,
Und wie die Blumen draußen blühn,
So
blühet mir ein neuer Mut,
Und meine Aktien stehen gut.
II. Gründers Mittagslied
Ich bin ein Gründer froh und frisch,
Schon heute setz’ ich
mich zu Tisch,
Als dürft’ ich weiter mich nicht
quälen,
Als meine Zinsen nur zu zählen.
Gottlob, ich weiß mir selber Rat,
Nichts soll mich kümmern
Stadt noch Staat:
Dem Gründerleben treu
ergeben,
Verschaff’ ich mir ein würdig Leben.
Was gehet das Verdienst mich
an?
Nur der Verdienst ist
noch mein Mann:
Ich will mir flechten selbst zum
Lohne,
Aus Aktien eine Bürgerkrone.
Quelle: August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, Gründerlieder (1872); abgedruckt in Wolfgang Piereth, Hrsg., Das 19. Jahrhundert. Ein Lesebuch zur deutschen Geschichte 1815–1918, 2. Aufl. München: C. H. Beck, 1997, S. 93.
Weiterführende Inhalte
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, „Das Lied der Deutschen“ (1841), veröffentlicht in: German History Intersections, <https://germanhistory-intersections.org/de/deutschsein/ghis:audio-6>.