Kurzbeschreibung

Als König Friedrich Wilhelm IV. (1795–1861) 1847 den ersten Vereinigten Landtag in Preußen einberief, dessen Bezeichnung daher rührt, dass er die acht Provinziallandtage Preußens vereinigte, hofften viele seiner Untertanen, dies sei der erste Schritt zu einer Verfassung, wie sie in der Bundesakte allen Bundesstaaten versprochen worden war. Dem Landtag gehörten insgesamt 617 Abgeordnete an, die einem 2 Kammern-System unterlagen. Diese beiden Kammern wurden als Kurien bezeichnet, nämlich die Dreiständekurie, in der Vertreter der Ritterschaft, Städte und Landgemeinden saßen und die Herrenkurie, die sich aus Fürsten, Grafen und Standesherren zusammensetzte. Für die Berufung des Landtages gab es keine regelmäßigen Termine, sondern er wurde immer dann einberufen, wenn der Staat eine neue Anleihe benötigte, Steuern einführen oder erhöhen wollte oder der König es aus besonderem Anlass für angemessen hielt. Einer der Gründe des Königs dafür, den Vereinigten Landtag ins Leben zu rufen, ist dementsprechend auch in dem erhöhten Finanzbedarf des preußischen Staates in den 1840er Jahren zu sehen. Der mit der Industrialisierung nötig gewordene Ausbau der Infrastruktur erwies sich als äußerst kostspielig, dies galt insbesondere für den Bau der Ostbahn von Berlin nach Königsberg, an dem sich der Staat finanziell beteiligte. Neben finanziellen Interessen lag ein weiterer Grund aber auch in dem Bemühen des preußischen Königs, gemäß dem monarchischen Prinzip mit einer derartigen parlamentarischen Struktur das Ständesystem zu festigen. Bereits in seiner Eröffnungsrede machte er klar, dass er keineswegs beabsichtigte, Preußen eine Verfassung zu geben. Friedrich Wilhelm IV. war vom Gottesgnadentum seiner Herrschaft überzeugt und wollte es insofern nicht dulden, dass „ein beschriebenes Blatt“ sich zwischen ihn und seine Untertanen dränge. Somit blieb Preußen ein Zentrum der Reaktion, das in den folgenden Jahren von der Revolution erschüttert werden sollte.

Die Lithografie zeigt die prunkvollen Eröffnungsfeierlichkeiten des Landtags am 11. April 1847 im Weißen Saal des Königlichen Schlosses in Berlin. Rechts im Bild ist König Friedrich Wilhelm IV. auf dem Thron sitzend zu sehen, während sich die Abgeordneten ihm zu Ehren erhoben haben. Die Eröffnungszeremonie war von Symbolen monarchischer Macht dominiert, und die strenge Sitzordnung der Abgeordneten—hierarchisch nach Ständen und geografisch nach Provinzen gegliedert—spiegelte die Beharrung des Staates auf der ständischen Ordnung wider. Zeitgenössische Lithografie von K. Loeillot de Mars (1803–1880).

Eröffnung des ersten Vereinigten Landtages am 11. April 1847 (ca. 1847)

  • K. Loeillot de Mars

Quelle

Quelle: bpk-Bildagentur, Bildnummer 30011246. Für Rechteanfragen kontaktieren Sie bitte die bpk-Bildagentur: kontakt@bpk-bildagentur.de oder Art Resource: requests@artres.com (für Nordamerika).

© bpk / Staatsbibliothek zu Berlin