Kurzbeschreibung

Nachdem er die Härten und politischen Niederlagen der Napoleonischen Kriege überstanden hatte, begann der preußische Staat ein ehrgeiziges Programm architektonischer Expansion, das Berlin von einer planlosen Ansammlung von Stadtvierteln zu einer Hauptstadt von weltweiter kultureller und politischer Bedeutung machen sollte. Karl Friedrich Schinkel (1781–1841) war sowohl im wörtlichen wie im übertragenen Sinn der Architekt dieser beeindruckenden Umgestaltung. Die Neue Wache (1816–18) war der erste einer Reihe von öffentlichen Aufträgen, die Schinkel bis ans Ende seines Lebens beschäftigen sollten. Mit seinem sicheren Verständnis für klassische Ausgewogenheit und Proportion brachte Schinkel eine neue architektonische Einheitlichkeit nach Berlin ohne dabei die Bedürfnisse eines individuellen Baus denen des großen Ganzen zu opfern—jedes einzelne Gebäude war perfekt auf seinen Zweck, Charakter und direkte Umgebung abgestimmt.

Im Jahr 1835 hatte Schinkel bereits einen Großteil seines Plans für Berlin vollendet: das Alte Museum und das Schauspielhaus setzten neue Akzente klassizistischer Pracht, die Friedrichwerdersche Kirche prägte den Werderschen Markt durch ihre von der englischen Gotik inspirierte, einfache Backsteinfassade und eine Zahl großer Zoll- und Lagerhäuser säumte den Kupfergrabenkanal. Schinkels beständiges modernes Vermächtnis als ein Architekt der Zweckmäßigkeit und des Funktionalen in einem industriellen Zeitalter lässt sich insbesondere auf diese Lagerhäuser zurückführen. Diese kommerziellen Gebäude stellten durch ihren kastenförmigen, straffen Entwurf, die von der klassischen Architektur inspirierten Ornamente und kostengünstigen Baumaterialien eine visuelle Verbindung zwischen der geometrischen Klarheit der großen klassizistischen Bauten der Stadt und den kleineren Gebäuden der bürgerlichen Viertel kanalabwärts her.

In seinem Entwurf für das neue Stadtzentrum verband Schinkel nahtlos drei sehr verschiedene Welten miteinander, die sich den Raum des modernen Berlin teilten: den Bereich des Hofes und des Adels, denjenigen der Kirche und den der wohlhabenden Mittelklasse des neuen Industriezeitalters. Die Lagerhäuser wurden 1832 fertiggestellt, im selben Jahr, als die Arbeiten an der Bauakademie begannen, die in ähnlichem Stil gebaut wurde. Die Bauakademie wurde am Ort des alten Zollhauses erbaut, direkt neben der Friedrichwerderschen Kirche, deren Zwillingstürme hinter den Stadthäusern auf der rechten Seite zu sehen sind. Nach seiner Fertigstellung 1836 waren in dem Gebäude die Allgemeine Bauschule, die Oberbaudeputation (der Schinkel seit 1830 vorstand) und Schinkels Dienstwohnung untergebracht. Die Größe und Lage der neuen Bauakademie waren nicht nur ein Beleg für Schinkels Status als führender Architekt Preußens, sondern auch für die steigende Bedeutung der Stadtplanung für das öffentliche Leben. So erklärte Schinkel in einem 1840 veröffentlichten Band von Architekturzeichnungen, es habe eines Neubaus für die Bauakademie und die Oberbaudeputation bedurft, da deren bisherige, kleinere Gebäude es ihnen unmöglich gemacht hätten, ihre umfassende Sammlung von Zeichnungen, Karten und Modellen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Bauakademie in Berlin (ca. 1835)

  • Karl Friedrich Schinkel

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