Kurzbeschreibung
Ludwig Choris (1795–1828) diente als offizieller Maler und Zeichner der russischen Pazifikexpedition unter dem Kommando des baltendeutschen Offiziers der russischen Marine, Otto von Kotzebue (1787–1846). Auch Adelbert von Chamisso (1781–1838) nahm als naturwissenschaftlicher Mitarbeiter an der Reise teil. Kadu war ein Südseeinsulaner, der sich auf einer der Radak-Inseln der Expedition anschloss und mehrere Monate an Bord mitreiste, bevor er bei der Rückreise wieder auf der Insel abgesetzt wurde. Choris‘ Porträtzeichnung Kadus zierte, in der Variante des hier wiedergegebenen Kupferstichs, das Frontispiz von Chamissos Beitrag zu einem dreibändigen Reisebericht, der unter der Autorenschaft von Kotzebue veröffentlicht wurde. Sowohl Choris als auch Chamisso fühlten sich freundschaftlich eng mit Kadu verbunden und würdigten seinen Beitrag zur Expedition. Die Entdecker profitierten dabei von seinem Fachwissen über verschiedene Inseln sowie seiner allgemeinen Neugier und Bereitschaft, beim Sammeln naturkundlicher Exemplare behilflich zu sein. Zudem leistete er unschätzbare Hilfe bei Begegnungen mit indigenen Völkern in Alaska, im pazifischen Nordwesten sowie in der Südsee. Kadu wird hier in europäischer Kleidung dargestellt, sein langes Haar ist am Hinterkopf zu einem Knoten gebunden. Sowohl sein Gesicht als auch seine Haltung zeugen von großem Scharfsinn und Charakterstärke. Kadu, wie Chamisso auch, hatte einen Migrationshintergrund, da er auf Ulea auf den Karolinen bei Guam aufgewachsen war, ehe er nach einer langen Seereise auf den Radak-Inseln strandete. Zudem können Choris wie auch Kotzebue selbst mehr oder weniger als typische „Deutsche jenseits der Grenzen“ im Russischen Kaiserreich betrachtet werden—Choris stammte aus einer deutschen Familie, die in Kharkiv/Kharkov lebte.