Quelle
Dise Figur sol man anschawen. [Augen] [Ohren] [rechte Hand] [Mund] [Brust] [Taille] [linke Hand] [Füße] Welche Fraw hat ein solchen sitten
Die bedewtet ein weyse
Frawen.
Welliche Fraw darnach thut
Die ist an ehren wol
behut.
Ich sehe scharff gleich als der Falck
Erkenn die
frumen bey dem schalck
Wem sein sin nach meinen eren stat
Da
hüt ich mich vor fru und spat
Das solle mich gar nit verdriessen
Mein oren die
wil ich auffschliessen
Das sy thun hören Gottes wort
Das
banget frummen hie und dort.
Hoffart diewil ich auch verschmehen.
Vnnd wil
in disen spiegel sehen.
Daran uns Gott erarnet hat
Das thut ir
Frawen ist mein rat.
Von gold trag ich vor meinem mundt
Ein Schloß tag
nach und alle stundt
Auff das er vnnutz red vermeyd
Und
niemand nit sein Eer abschneyd.
Auch so trag ich ein stedten mut
Gleich wie die
Türtel taube thut
Gen dem der mein Petgnoß sol sein
Nit an jm
prech die trewe man.
Mit schlangen gürt ich meinen leyb.
Also sol thün
ein bider weyb.
Die sich vor schandt gifft huten wil.
Vor
böser lieb unnd affenn spil.
Den armen sol ich geren geben
Da mit erwerb
das ewig leben
Dann ich nit anderst finden kann
Das ich anders
mög bringen darvan
Auff pferdes füssen sol ich geen
Das ich in Eeren
fest kan steen
Auff das ich nicht in sunde fall
Ist suß / wirt
bitte als ein gall.
Die wirdt an Eeren nit
verschnitten
Mag auch verdienen sicherleich
Von Gott sein Ewig
Himelreich.
Quelle: Anton Woensam, Allegorie der weisen Frau, Holzschnitt, ca. 1525. Rheinisches Bildarchiv, online verfügbar auf Wikimedia Commons, https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AK%C3%B6ln_-_Anton_Woensam_Allegorie_der_weisen_Frau%2C_1525%2C_Druck_Wolfgang_Resch.jpg?uselang=de