Kurzbeschreibung

Dieses Lied eines anonymen Komponisten und Dichters spiegelt das ritterlich-romantische Ideal des frühen 17. Jahrhunderts wider. Lieder wie dieses waren in dieser Zeit an verschiedenen deutschen Höfen beliebt.

Ein Renaissance-Lied: „Gar lustig ich spazieren ging“ (1603)

Quelle

Gar lustig ich spazieren ging,
lieblich die Sonnen scheint.
Ich weiß mir ein Mägdlein fromb und schön,
mit der will fort ich heint.
Von Herzen fröhlich sein
in einem würzgärtelein,
spazieren rumbführen den lieben langen tag,
dan ich zum selben Mägdelein grosses Verlangen trag.
Alle lustig Saitenspiel
mit ihrem süssen clang
mach gross freudt, erquickt vil,
so dem Herz ist bang.
Aber noch grösser freudt
mir mein Herzliebste geit,
auss Herz mit Schmertz,
ohn einigs mag begeren
freundtlich anderst gewisslich nit,
denn nur allein in ehren.
Also hab ich mein spazierweg
in grosser freudt vollendt;
waz mein Gott will, dass mir gescheh,
d'hat mein Herz erkennt.
Desselbes auch erhalt,
auf dass im grünen waldt,
dass singen und springen
der kleinen waldtvögelein
geschicht allein zu dieser Zeit
zu lob dem ohre Dein.

 

Quelle: Anonym, „Gar lustig ich spazieren ging“, 1603. Aufnahme: Hugues Cuenod Sings German Songs of the Middle Ages and Renaissance, Westminster (XWN 18848), 1959. Internet Archive https://archive.org/details/lp_german-songs-of-the-middle-ages-and-the_hugues-cuenod-hermann-leeb/disc1/01.01.+Anon.,+1603:++Gar+Lustig+Ich+Spazieren+Ging.mp3

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