Kurzbeschreibung

Diese Version des Bauernliedes „Die Weiber mit den Flöhen“ beginnt als Parodie auf streitsüchtige Bäuerinnen und endet mit einer Verspottung des Papstes. Frühere Druckversionen dieses Liedes stammen aus dem Jahr 1530, enthielten jedoch keinen Bezug auf den Papst. Ludwig Senfl (ca. 1490-1543), ein Schweizer Komponist und Sänger, wurde 1498 im Alter von acht Jahren in die Hofkapelle des Habsburger Königs und späteren Kaisers Maximilian I. aufgenommen. Sein Mentor war der Hofkomponist Heinrich Isaac. Als die Hofkapelle nach Maximilians Tod im Jahr 1519 aufgelöst wurde, musste Senfl eine neue Stelle finden und wurde 1523 Hofkomponist für Herzog Wilhelm IV. von Bayern in München. Etwa zur gleichen Zeit begann er einen Briefwechsel mit führenden Persönlichkeiten der protestantischen Reformation, darunter auch Martin Luther. Obwohl Senfl nie zum Protestantismus übertrat, könnte diese Version von „Die Frauen mit den Flöhen“ ein Ausdruck seiner Sympathien für die protestantische Reformation sein.

Ludwig Senfl, „Die weyber mit den flöhen“ (1530er Jahre)

Quelle

Die weyber mit den flöhen,
die haben steten krieg.
Sie geben gern auss lehen
und dass mans all erschlüg,
und liess ihr kein entrinnen,
das wer der weyber raht,
so hettens fried beym spinnen
und in der Küchen gmach.
Der Krieg hebt an am morgen
und wert bis in die nacht.
Die weyber tun nit borgen
und heben an ein schlacht.
Und so die schlacht fecht ane,
werfens von in das Gwand,
im streyt si nackent stane,
weil sie zu fechten hand.
Und het ich allweg bare
ein gülden in der hand,
als offt die weyber fahren
nach flöhen unters gwand.
Ich würd ein reicher Knabe,
het ein köstlichen Zol,
der Gülden wolt ich haben
gar bald ein truhen vol.
Der Bapst der kann nit bannen,
die flöh so ungehewr.
Sein Brieff mögen nit langen
wider der flöh fegfewr.
Bannt er die flöh so böse,
dass sie fried hielten recht
so wird er noch gelt lösen
von dem weyberlichen geschlecht.

Quelle: Ludwig Senfl, „Die weyber mit den flöhen“, 1530er Jahre. Aufnahme: Hugues Cuenod Sings German Songs of the Middle Ages and the Renaissance. Westminster (XWN 18848), 1959. Internet Archive https://archive.org/details/lp_german-songs-of-the-middle-ages-and-the_hugues-cuenod-hermann-leeb

Internet Archive