Kurzbeschreibung

Dieser Holzschnitt des Nürnberger Künstlers Erhard Schoen (ca. 1491-1542) stellt zwei Szenen einer Bauernhochzeit dar. Links ist das Brautpaar mit Gästen beim Hochzeitsmahl zu sehen, während das rechte Bild die Hochzeitsgäste beim Tanzen und Feiern im Freien zeigt. Beide Szenen sowie der begleitende Text stellen die Bauern als zügellos und ungesittet dar, da sie die Hochzeitsfeier zum Anlass für Völlerei, übermäßigen Alkoholkonsum und sexuelle Ausschweifungen nutzen. Satirische Darstellungen der bäuerlichen Gesellschaft wie diese waren in der frühen Neuzeit recht weit verbreitet und lassen vor allem Rückschlüsse auf die Einstellung der sozialen Eliten gegenüber den Bauern zu.

Erhard Schoen, Bauernhochzeit (1526)

Quelle

Man hört gar abentewrlich mer

In einem dorff gar ungefer

Ein hochzeyt die was für genommen

Der pawren solten vil drauff kommen

Man rüstet sich zu der malzeyt

Mit schüssel und deller groß und weyt

Zum newen wein mit grossen kraußen

Die pauren wolten frölich paußen

Mit essen und trincken und leben wol

Unnd wolten all sampt werden vol

Man setzet vil der rotseck zu

Und priet yeglichem ein halbe kuw

Und kocht zwen kessel voller prey

Die pawren lebten mutes frey

Der Preütigam hett seyn frewndt geladen

Zu essen und trincken und zu paden

Da man nun auff die hochzeyt kam

Sy hetten gar ein kleyne scham

Da man sich setzet an den tisch

Sy essen und truncken und lebten frisch

Sy sprachen / trag uns her groß flaschen

Voll weyns, daß wir den magen waschen

Auch unser zen und unsern Schlundt

Der erst pawr der hieß Jaghundt

 

Der selbig fraß so mechtig ser

Er hieß im dapffer tragen her

Die Sewseck und die Leberwürst

Er fraß das in dar auff ser dürst

Der ander hieß der Frys den gewinn

Der selb hett gar eyn selzam synn

Was grosser würst da für in kamen

Die thett er all gar pald auff ramen

Und thet auch manchen grossen schlund

Mit seinem fressigklichen mundt

Der drit der hieß der Ochssenschlind

Er fraß mer dann eyn halbes rindt

Er lebt in freudenreichem sauß

Er leret kraussen und pecher auß

Den hett man zun der Prewt gesetzt

Er sprach / ich wird meins leids ergetzt

Der vierdt der hieß der Wackerpauch

Der selb hett gar eyn weytten schlauch

Er sach sich umb nach grossen wampen

Die thet er gar weydlich auffschlampen

Und thet auch feyntlich darzu sauffen

Sam wolt es im alles entlauffen

Der fünfft der hieß der Jeckel knoll

Der selbig kundt nye werden voll

 

Ein feyste ganß die kam im sut

Da mit thet er die backen stürn

Der Sechßt der hieß der Lang kragen

Ich mein er hab ein wolffs magen

Der selb fraß mer dann ander drey

Von im nam schaden mancher prey

Der Sybend hieß der Schmyren gyb

Der sach nur auff die grossen ryb

Wa sy stünden an schweynen praten

Die selben kundt er gar wol schroten

Der Acht der hieß Heyntz tritt den schroll

Der wirt am aller ersten voll

Dem kam für ein geprates kalb

Das selbig fraß er mer dann halb

Der Newnte paur der hieß Wolffs gill

Der asß nit wenig und tranck nur vil

Er schnawdet wie ein wildes schwein

Im paußten ser die seyten feyn

Der zehent paur der hieß Ginganck

Als offt der selb auffhub und tranck

So lert er auß ein folle maß

Der selbig bey der Praut auch saß

Er sprach/ hör prawt geheb dich wol

Wir wöllen heynt alle werden voll

 

Der Eylfft der hieß der Hepen hack

Der hett gar wunderlichen Schnack

Er redet selber wider sich

Und frasß darzu gar krefftigklich

Der Kelber or kundt höflich prangen

Sein maul begriff im beyde wangen

Und was der zwölffte pawr genant

Er gab der prawt sein weysse handt

Der Dreyzehent pawr hieß der Tremel

Der asß leycht sechß und dreissig semel

On anders essen das er sonst asß

Der Vierzehent hieß Hepen naß

Der selbig fraß ein halbe saw

Sein trincken maß er gar genaw

Der fünffzchend pawr heyßt Kuwfürst

Der asß wol sichß und zweinzig würst

Die waren all gar wol gepraten

Sein bauch was im gantz unbeschnoten

Der Sechzehend pawr der hieß Knauß

Der frasß fester dann keyner im hauß

Des trincken thet er sich auch fleissen

Darnach thet er in die hosen scheissen

Der Sybenzehend hieß der Schlaur

Der war ein ungefügter Knaur

 

Er nam für sich ein halbe Kuw

Der Schabenrössel kam darzu

Der selb wolt mit der Greden scherzen

Er sprach/ ich bin dir hold imm Herzen

Hanz polster kam auch her gelauffen

Gred du must mir ein Kranz kauffen

Der Newnzehend pawr heyßt Gewsift

Und der des Prewtigams vetter ist

Der Prewtigam hieß Ackerschwanz

Der selbig der hub an den tanz

Gewdutt der hiew im hynden nach

Kalbßzagel dem was also gach

Der danzt ein ungefüge pan

Darmit daß er daß best gewan

Hans rang und Ragel von der Trülpt

Keyner nach dem andersn nülpt

Der letst der hieß der Ochssen plich

Der sach die prawt an gar lieplich

Also ward das fressen zertrent

Und nam die Hochzeyt auch ein endt.

 

Hanns Guldenmund.

 

M. D. XXVii.

 

Quelle: Erhard Schoen, Bauernhochzeit, Holzschnitt, 1526.

Herzogliches Museum Gotha