Quelle
In dem namen des allmechtigen barmhertzigen ewigen guetigen gotes und der werdten junckfrauen Marien und des heiligen ritters sant Jorgen, auch in dem namen des heiligen bischofs sant Kilionis[1] unsers haupts, herrens des landes und hertzogthumbs zu Francken.
Als man zalt nach Christi unsers lieben herrn geburt dausent funfhundert und im funfzehnten jare, am achten tag sant Kilians hab ich Michel von Ehenheim zu Wallmerspach, ritter, dis buchlein angefangen und geschriben mit meiner eigen hand dem namen und geschlecht von Ehenheim zu guet wolgefallen und ewiger gedachtnus, wie ich mich dann solches, wie hernach volgt, fleissiglichen erfaren habe, sunderlich in dem land und hertzogthumb zu Francken, do sie am meisten gesessen sind und aldo begraben sind und ligen, und wie vil zunamen sie gehabt haben und noch zum thail haben, die noch leben, got geb lang! und wo einer von Ehenheim gehoret worden ist und bis in den driten erben behalten und mit doet an menigliche erben abgangen. Auch so würt der namen und das geschlecht von Ehenheim das eltiste vom adel in dem land zu Francken von menigelich genennt bis uf den heutigen tag.
Es ist auch kein underschied zwischen diesem namen und geschlecht weder mit schylt oder kleinot uf dem helm, sunder ein wappen. Darumb, lieben vettern und freunt und alle nachvolger aus diesem geschlecht, wollet solche ausschreibung und erfahrung von des namen wegen zu ewiger gedechtnus von mir Michaeln von Ehenheim, ritter, freuntlich und guetlich annemen, got dem allmechtigen und der werden muetter Marien für mich und alle aus dem namen getreulichen biten, das bin ich auch zu thun gewillt hie und, ob got will, dort für lebendia und doete ewiglich amen! […]
Anno do man zalt dausent vierhundert und neunzig jar do starb konick Mathiesch, ein konig zu Ungern, in der karwochen, und starb zu Wien in der burk, in konigs Lassleins gemach, und wart haimlichen tod von Wien uf der Thunaue gen Stulweisseuburg gefurt worden und in die kirchen begraben. Und ich Michael von Ehenheim bin oben dem grab gewesen, als nachvolgend Stulweissenburg von dem Romischen konig gewonnen worden. […]
Item in diesem jar überzoch herzog Sigmund von Osterreich[2] dem Romischen konig Maximilian sein lant und leut; dobei bin ich auch gewesen, als ich an des Romischen konigs hof was, und het solches zu Innbruck gesehen in gegenwart seines gemahels, ein herzogia von Sachsen. Und dabey was marggraf Sigmund zu Brandenburg und etwan vil grafen und herrn. Auch so hat kaiser Friderich alein herzog sein gewalt und sonderlich dem Romischen konig auch geben, das der konig und die gewalthaber solten solich lant und leuten underhuldung annemen als den nechsten erben und erzherzog in Osterreich. Solchs ist geschehen in der vasten 1491 jar. […]
Item in disem jar an sant Michels tag des heiligen erzengels tag erhub sich der Romisch kunig von Wien aus mit einem schonen wolgerusten volk zu ros und zu fues, mit einer schonen wohlgerusten wagenburk und zoch auf Stulweissenburg zu. Und aldo vor Wien auf dem reenweck verorneten wir Franken und Schwaben sant Jorgen venlein, darunter ich Michel von Ehenheim auch verornet ward; darzu auch schenk Christofel von Limpurg. Dabey ich mich enthielt an des konigs hof pis in das jar. Und wir Franken setzten under uns her Ewolt von Liechtensteit zu einem hauptman und Wilhelmen Schiroldingen zu einem venderich. Und die Schwaben setzten herr Wilhelmen von Knoringen zu einem hauptman, der venderich ist mir nicht wissens; und heten bey den hundert raisigen pferden zu sant Jorgen venlein und heten mit gewalt den vorzug, wie vor alter herkomen ist auf uns riter und knecht zu Franken und Schwaben. […] [Es folgt ein Streit darüber, wer bei dem Marsch die Spitze bilden sollte.] Und als das der konig verstund, do lies er uns ganz frey den vorzug, wie dann unser elter vormals bey kaiser und konigen gethan haben und ir guet und bluet bei sant Jorgen venlein vergossen und dargestreckt haben. Darumb yr Franken und Schwoben, tret auch in euer eltern fußstapfen und halt euch hart ober disem venlein! […]
Anno dausent vierhundert ainundachtzig iar nach dem grossen süntflus an Rein, als er vergangen ward, da ward kürtzlich darnach ein grosser turnier zu Maintz. Do schicht mich Michel von Ehenheim Jorg von Ehenheim mit seinem knecht Michel Gabler genannt hinab gein Maintz in den turnier: das was der erst turnier, den ich thurniert.
Item in kurz darnach was ein turnier zu Heidelburg, vormittags einer und einer darnach. Do rent ich Michel von Ehenheim mit meinem gnedigen herren marggrafen Friderichen zu Brandenburg, des diener ich die zeit was, auch in den turnier und mein bruder Ludwig von Ehenheim, ein diener die zeit des bischofs von Eistet, und turnirten. Das war der ander turnier, darinnen was pfaltzgraf Philips kurfurst und herzog Jorg von Bayrn. […]
Item darnach in kurz do wart ein turnir zu Duoltzbach, den verlegt marggraf Albrecht kurfürst zu Brandenburg und hielt den in dem felt; der was wol umbschrankt; und uf den schranken die waren creuzweis mit bitern belegt, darauf marggraf Albrecht zu Brandenburg churfurst mit seinem frauenzimmer stund und ander frauen aus den vier landen[3] […]. Das was der viert turnier, den ich Michel von Ehenheim thet. […]
Item den ersten turnier, der da was zu Wurtzburg, do sag ich Michel von Ehenheim zu und was jung; wiewol man in den ersten nennet, so waren doch vor vil turnier gewesen; und bey dreyssig jaren darvor zu Ingolstat aufgehort heten bis zu Wurtzburg, ward er von den Francken wider angefangen. Darinnen ward der alt graf Wilhelm von Hennenburgk mit vil riter und knechten mit 200 pferden, die auf in warten und er verleget mit iren frauenzimmern. Und dieser turnier ist gewesen am nechsten dienstag oder mitwochen nach obersten als man zalt 1479 jar, und syder sein verschinen 36 jar, wann obersten verscheint und gezalt würd 1516 jar. Nachvolgts ist der turnier zu Meutz der ander gewesen. […]
Item ich Michel von Ehenheim bin zu ritter geschlagen worden, do marggraf Sigmund im Niderland Neunhofen gewann im jar als man für Gent zoch. […]
Item mer so bin ich aus dem gewalt des bischofs Lorentz zu Wurtzburg und hertzog zu Franckhen, der solchs er und seine vorvordern als ein hertzog zu Francken von Romischen kayser und konigen riter zu schlagen macht hat vor 200 jaren her, auch solches seinem gewaltgeber zu thun als seinem weichbischof, der solchs thun mues mit einem gesungen ampt, und er mus einem riter, den er schlegt, allen sein harnisch und schwert, auch eisenhuet und schült und spies an sein leyb jetlichs besonder gepflegen, und darnach so schlegt er in mit seinem schwert zu ritter. Also bin ich Michel von Ehenheim abermals zu riter geschlagen worden an sant Dominicus tag im predigerkloster zu Wurtzburg im 1505. jar.
Nachvolgends do hieng mir mein gnediger herr marggraf Friederich zu Brandenburg an mein hals ein vergülten Brandenburgischen gesellschaft unser lieben frauen und begnadet mich Michaeln von Ehenheim riter damit und befal mir die zu tragen mein leben lang als ein riter und rittermessig man und als seiner fürstlichen gnaden und andern in der gesellschaft nach ausweisung eins büchleins mir von der gesellschaft knecht geben ist. Und solchs ist geschehen in schenck Wilhelms von Limpurg hof in gegenwertigkeit seiner fürstlichen gnaden zweyer sone, thumprobst zu Wurtzburg und marggraf Johann von Brandenburg gebrudern, als man zalt nach Christi geburt funfzehenhundert und im zwölften jar. Der zeit sas ich Michel von Ehenheim riter mit weib und kinder heuslich zu Wurtzburg und was die zeit am landgericht ein urteiler und bey zehen jarn daran gesessen, got geb lang mit freuden! […]
Als man zalt nach Christi unsers herrn geburt dausent funfhundert und zwei jare, am suntag vor Tiburch zu nacht han ich Michel von Ehenheim riter mit Margaretha geboren von Kollenn elichen beigeschlafen zu Kitzingen, und morgens frue mit ir zu kirchen gangen mit meinen herrn und gueten freunden, und aldo hochzeit gehapt in Arnolts von Ehenheims haus. Und als die hochzeit verbracht, do zoch ich geen Wallmerspach und sas aldo vier jar und kam darnach an das landgericht zu geen Würtzburg, davon ich het alle jar ob funfzig gulden und ein jeglicher mein mitgeselle, die unser siben waren vom adel, wie dann von alter herkommen ist. Hernach volgend unser kinder.
Funfzehenhundert und drei jar ward unser beder dochter Anna geboren zu sambstag nach des neuen jars umb acht hore nach mitentag, und wart getauft zu Wallmerspach; ir dot ist der alten Dietenichen dochter, auch Anna genannt.
Mer haben wir bede eheleut mit einander gehapt ein sone, hat Sebastian gehaissen und ist zu Wallmerspach getauft worden; der hat 10 stund gelebt.
Item mer haben mit einander gehabt ein dochter mit namen Katherina und getauft zu Wallmerspach; die hat 13 dag gelebt.
Anno 1500 und im 6. jar do ward unser beder dochter Barbara geboren an unsers herrn aufferts tag frue vormitentag zwischen ein und zwue hor, und ward getauft in sant Peters kirchen zu Wurtzburgk, und ir dot was Barbara Spenerin, der zeit wirtin zum rebstock.
Anno 1500 und 7 jar wart unser beder sun mit namen Jeringuß geborn, am nechsten freitag nach sant Lucas tag vormittag zwischen funf und sechs hor in der stund Jupiters; des tags planet was Venus. Er ward getauft in saut Peters kirchen zu Wurtzburg, und sein doet, der in aus der tauf hueb, der was Balthaser Wurtzburger, burger und virteilmaister zu Wurtzburg. Und den sun hab ich lassen nennen nach dem baurn von Ehenheim, der auch Iringius genannt; der hat 3½ C hueb an den thumbstift und zu neuenmunster geben.
Anno 1500 und 11. jar wart unser dochter geboren mit namen Bertha, die wart getauft und lebt ein jar.
Anno 1500 und 13. jar do ward unser dochter die ander Bertha geboren und getauft im thumbstift zu Wurtzburg und wart am nechsten mitwochen nach letare umb 6 hore vormittag geporn im planeten des tags, der war die sun, und ir doet, dies aus der tauf hueb, was Doratheta Merrein, Michels Merren hausfrau von Kitzingen.
Anno 1500 und 10. jar do ward unser beder dochter Anna im prediger closter zu Wurtzburg gefirmet, und Jorgen Moerings hausfrau Zusann zu Wurtzburg pand ir die firmen umb.
Anno 1500 und im 15. jar do ward unser beder sone Jeringnus zum barfusser zu Wurtzburg gefirmet und auch unser beder dochter Barbara. Iringnus dot, der dem sone die firm umb pand, der was Jorg Seyler, burger zu Wurtzburg, und Barbara unser beder dochter das was Philips Merckleins hausfrau zu Wurtzburgk, die ir die firm umb pand; und Hans Kellermann und sein hausfrau haben unser beder sone und dochter die firmung abgewaschen.
Anno im 1500 und im 11. jar haben wir ein dochter erobert mit namen Anastasia; wart getauft zu sant Peters und lebet ein jar. Also haben wir miteinander erobert und geboren von unser beder leib zwen sune und sechs dochter, und ist ein sun und drei dochter gestorben und lebet ein sun und drei dochter der zeit, got geb lang! Sey auch uns allen gnedig und barmhertzigk amen!
Anno dausent firhundert und im vierundsechtzigsten jare do starb Linhard von Ehenheim zu Wallmerspach, mein und meiner geschwisterigt elicher leibtlicher vater, der sele der allmechtig got gnedig und barmhertzig sein wölle; und starb an sant Mertens abent des heiligen bischofs.
Anno daussent vierhundert 78 jar, am nechsten sambstag nach Michaelis do starb Wilhelm von Colnn, meiner hausfrau eliche leiblicher vater, der seelen der allmechtig got genedig und barmhertzigk sein wolle und allen denen, die aus diesem geschlecht verschieden sein.
Item mer haben mir mit einander gehabt ein dochter, Dorothea genannt, hat 13 wochen gelebt, anno 1500 und im 16. jar.
Anmerkungen
Quelle: Michel von Ehenheim, Familien-Chronik des Ritters Michel von Ehenheim, Christian Meyer (Hrsg). Würzburg: A. Stuber Verlagsbuchhandlung, S. 7, 25–27, 32–34, 36–40; abgedruckt in Horst Wenzel, Hrsg., Die Autobiographie des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit, Band 2, Die Selbstdeutung des Stadtbürgertums. München: Wilhelm Fink Verlag, 1980, S. 174–77, 180–82, 184–86. Online verfügbar unter: http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/pageview/8406107