Kurzbeschreibung

Der Deutsche Bauernkrieg (1524–1525) entstand aus einem komplexen Geflecht sozialer und religiöser Konflikte im frühen 16. Jahrhundert. Wirtschaftliche und politische Veränderungen, darunter die wahrgenommene Bedrohung der Rechte der Bauern, überschnitten sich mit den religiösen Anliegen der Reformatoren und tiefsitzenden antiklerikalen Ressentiments.

Der Fall Blesy Krieg aus Oberried im Schwarzwald verdeutlicht die rechtlichen Prioritäten frühneuzeitlicher Gemeinschaften sowie die vielfältigen Impulse und Handlungen, welche die politische und religiöse Gewalt des Bauernkrieges antrieben, darunter religiöse und soziale Umkehr, gewalttätige Wut und religiöser Eifer. Blesy Krieg wurde vom Stadtrat vor Gericht gestellt und wegen Verspottung und Schändung des Klosters zum Tode verurteilt. Obwohl er auch wegen einer Reihe anderer Verbrechen, darunter versuchter Vergewaltigung, angeklagt war, ging es dem Rat in erster Linie darum, die soziale Ordnung zu stärken und ihn für seine Gotteslästerungen und die Gewalt gegen das Kloster zu bestrafen.

Der Fall Blesy Krieg (29. August 1527)

Quelle

Der Vicht Blesy Kriegen

Zu Oberriedt

1 Datum auf Mittwochen nach Bartholomej Anno Im XV te

2 Und XXVII te Jar, hat Blesin Krieg zu Oberridt Ja by

3 wesen der Edlen besten Curfirstigen Wysen Wilhalm Kreps

4 Schultheis, Mathis von …lungwyks Burgermeister, Jacoben

5 Stergbachs , Caspar wirdt genannt Inglstetters neue

6 und alt Obristmeisters, Welhalm Veytz Jacoben Heßlers

7 Sehwartz Hansen, und Conraten Blancken dise Hienachbe-

8 mergten artickel und puncten fry syens und unge-

9 punten bekent und vergiehen wie nachstat

10 Item das er von seiner Oberkeit zu den pauern gefallen Und

11 damit sain er und eid uber sehen/

12 Item er hat sich mit sampt andern hinein gen Oberriedt

13 in den gepewrschen aufrur. In das rhector gethan, daselbs das

14 sacrament Hewßlin, mit ein beschlach Hamerlin zer

15 schlagen, das sacrament in einer Munstrantz auf den

16 althar tragen, das zerbrochen, darnach das sacrameyt

17 us der Munstrantz genomen auf den althar gelegt, und syen

18 sunst fumff partickel in einen schiffelin In eim Seckel

19 gestanden, den hat er auch uff den althar tragen, und den

20 Seckel umbgeschüdt, und Hannsen des Schilz Kiegsbub, Segers

21 Meitlin, Michel Reyken Kieghiert, die Vier, und er den

22 Funfften particel genomen, die ein andern umb die Muler

23 geworffen. Und er den seinen gesen / Darnach hat er sich In

24 priesters gestalt angethan, mes gesungen, das sacrament

25 so er us der munstrantz gethan ufgehept, spotz und veracht

26 tungs wiss, den andern zeigt, die haben mit der glocke

27 müssen klinglen. Und das wieder nider gelegt, Darnach

28 hat er das sacrament In der gstalt wie ein priester ge-

29 nossen / Und er hat die Heilig ölung, nebendt den altar

30 geschüdt, und Jacob Luttenschlaher Jacob König beid uf

31 Totnawerberg Und Hanns Klingle Im thal, die haben ein

32 Munstrantz hin weg tragen.

1 Item Michel Riegkhen Kiegbub, hat das Seckel darin die

2 particel gelegen zer schnitten, us der schnur hossen

3 bendel gemacht, den haben sie ein andern umb den kopff

4 geworffen, und er trag die hossen bendel nach, hat auch

5 er Blesin ein stuck lang by Im tragen, aber das verloren

6 und er hat ein schusselin darin die partikel gelegen mit

7 sampt ein betbuechlin, mit Im heim getragen, aber sedhar

8 dem pruer/ prier zum Oberriedter widerumb geben /

9 Item er bekent das er Im rhector drj Scheiben nider geschlagen

10 und deren bly und ysen mit Im Heim getragen, Auch das

11 klein glögeklin us dem thurm herab gethan, haben auch er

12 und ander mit den bücher zu samen geworffen, die zer-

13 schnitten und zerworffen /

14 Item er bekent das er zwey maryen bild genomen, und zu

15 sant wilhalm gesagt, was bistu für ein kriegsman schau

16 die Hauungen/Hauwen , das dich goz liden schend du must auch

17 mynen und hastu nit gnug, ich will dier noch eine zustelen

18 und Im damit das ander maryen bild auch zugestelt

19 und ein stecken genomen und sant Wilhelm damit uff

20 den kopff geschlagen /

21 Item Peter Engel, Jacob Steiners Son Othmar, Unnd

22 Wolff des mentzen knecht, syen des veytz son nachgangen

23 der hat ein mezer gehapt, des Willens Im die Zu nemen

24 der hat sein parrt , nach dem es nacht gewesen, fallen lassen

25 das haben sie aufgehept und das parrt umb viiii bazen

26 verkaufft und darnach das gelt verzert /

27 Item er bekent das er und Jacob sein Bruder, das gelt so sein

28 bruder verloren, umb fas nacht funden, danen hat Im

29 Jacob zwey . . . Pfennig geben, die hat er zu Glatter ver-

30 zert, sie habendt aber dem bruder anzagt, das sie den Seckel

31 mit dem gelt funden haben,

1 Item er sagt das Jacob Beringers Knab und die Kolerin /

2 In, und des Veytz sun, haben heissen komen, mit Inen

3 schlaff trinck zu zorn, und als sie komen, syen die Thuren

4 beschlossen gewesen, da hat er die einen und des veytz son /

5 die ander ufgestossen /

6 Item erkent das er sich an Hanns Sidlers son und Kiehknaben

7 gehenkt hat mit Inen auf bergs gespilt bis sich die sum

8 hat troffen ungefarlich uf drissig guldin. Sy nit minder XV

9 hat sich nit werten an Knaben gelassen, er sol im gelt

10 geben. Der hat Im XV … bracht, aber das er Im getrowdt

11 sol haben, er muss sterben, das werd sich nit erfinden /

12 Desgleichen bekent er weither, das er Blesin Heinrichers

13 sun, und Hierten, by zweintzig guldin, mit Keglen unnd

14 spilen uf bergs abgewonen, do hat er den sun angewissen,

15 so er Im kain gelt konen geben, er soll im seins vattern . . .

16 bogen Ins veld bringen, das hat der Knab gethan, er hat aber

17 dem vatter den bogen wider geben /

18 Item er ist nit gestendig das er auf Blesin Reyckhen gewartet

19 es hat sich aber sonst mit worten so vil zutragen, das er In

20 geschlagen /

21 Item er sagt das er Conraten Gabler nit mer dann ein mal

22 mit eim messer hat geritzt. Der ursach, er hat in mit eim

23 Beschisuen stech so er an seinen viessen gehapt In das antlit

24 gestossen /

25 Item er bekent das er by des Schilz Hans uff dem Kegel blatz

26 gered, ee er ab der welt kam, so wöl er einen mit Im

27 nemen

28 Item er erkent das er dem wirt genant der Schilt zu Ober-

29 ried getrowdt, er wöl In ein mal schlagen, das er nit

30 lang mer Haws muss halten /

31 Item er bekent das er Mathis Meyers Tochter angriffen,

32 aber das er des Willens sy zu gewaltigen, das sy nit, dan

33 sy hat gleich angefangen schryen, deshalb er Ir das Verk, for das

34 antlit gehept hat

In anderer Schrift und Tinte:

35 Ist nach solchen verrychd mit unfel und recht erkandt das man Blesy

36 Krieg dem nachwechter ann die Handt geben der soll In furen zu der rechtstat

37 und Im das Haupt abschlagen und darnach den Leb zu aschen verbrennen

38 Am erst Donerstag nach Bartholomej XXVII

Johan Castmeister . . .

Quelle: Stadtarchiv Freiburg, StAFr, C 1 (Criminalia) 7 (1520-29)

Transkription: Elisabeth Mait