Kurzbeschreibung

1734 raubte eine Räuberbande die Coburger Gold- und Silbermanufaktur aus. Mehrere Bandenmitglieder, die jüdisch waren, wurden verhaftet und deren Anführer, Emanuel Heinemann (alias Mendel Carbe) und Hoyum Moyses (alias Johann Ingolstädter) schließlich zum Tod verurteilt und hingerichtet. Die unverhohlenen Rechtsbrüche durch Räuberbanden und ihre berüchtigten Anführer, deren Lebensweise oft romantisiert wurde, stellten einen Angriff auf den absoluten Gehorsamsanspruch absolutistischer Herrschaft dar und wurden insofern scharf geahndet.

Paul Nicolaus Einert war Jurist und Amtsrichter in Sachsen-Coburg und an den Ermittlungen gegen die Räuberbande um Heinemann und Moyses beteiligt. In dieser Schrift, die ein Jahr nach ihrer Hinrichtung veröffentlicht wurde, schildert er wortreich die Ermittlungen und Verhöre, um, wie er schreibt, anderen Ermittlungsbehörden die Arbeit zu erleichtern und Geld zu sparen. Jedoch wird schon im Vorwort, das hier in Auszügen wiedergegeben ist, deutlich, dass Einert den Kriminalfall als Anlass nutzte, um ein antisemitisches Traktat zu veröffentlichen, das Juden grundsätzlich unaufrichtige und kriminelle Neigungen zuschreibt. Danach seien alle Juden potenzielle Komplizen, da Solidarität zwischen allen Mitgliedern des jüdischen Volkes bestünde. Außerdem würden Juden nicht allein durch Habgier zu ihren Verbrechen angeleitet, sondern auch durch die Absicht, Christen und dem Christentum allgemein Schaden zuzufügen.

Paul Nicolaus Einert, Entdeckter Jüdischer Baldober (1737)

Quelle

Vorrede.

Geneigtester Leser!

Daß der peinliche Proceß zwar nicht schwer zu erlernen, aber sehr kostbar und beschwerlich, in allerley vorkommenden Fällen, auszuführen sey, solches erfähret man, bey wichtigen Inquisitionibus, wider ausgelernte Diebs-Juden, am allermeisten. Denn da erfordert es gemeiniglich viele Zeit, Mühe und Kosten, nur auf die rechte Spur zu kommen und wenn dieses geschehen, so kostet es viel Geld und Künste, solche Bösewichter, zumalen in auswärtigen und entlegenen Orten, handvest zu machen. Auf dieses folgen die kostbaren und beschwerlichen Auslieferungen, mühsamen Verhöre, und weitläuffige Correspondentz, um die erforderliche Indicia und Zeugen-Verhöre, ohne welche in keiner Inquisition fortzuschreiten, in behöriger Zeit, vollständig beyzuschaffen. Bey allem dem findet man gar offt an denen Inquisiten solche verstockte Köpffe, die sich eher eine Ader aus der andern reissen, als zur Geständniß der Wahrheit bewegen lassen; nicht zu gedencken, wie das gantze Jüdische Volck, ihre diebische Glaubens-Genossen denen Händen der Justitz zu entziehen, auf alle ersinnliche Arten zu machiniren pfleget. Alle diese und noch undencklich andere Hinderungen hat man, bey der gegenwärtigen Inquisitions-Arbeit, mehr als zu viel erfahren, ehe man zu dem vorgesetzen Endzweck, nemlich zur richtigen Erkundigung der Wahrheit, und einiger Vollstreckung der Gerechtigkeit, gelangen können. Denn man kan von gegenwärtigem, durch gewaltsame Beraubung der hiesigen Gold- und Silber-Fabrique, entstandenen Inquisitions-Process mehr nicht rühmen, als daß erst berührter Endzweck, nur einiger massen und in etlichen wenigen Stücken erreichet worden; sintemalen nicht nur die meisten angezeigten Jüdischen Ertz-Diebe, zu nicht geringer Beunruhigung der gemeinen Sicherheit, noch bis diese Stunde frey herumlauffen, sondern auch, die billig gesuchte Ersetzung des Gestohlenen, am allerwenigsten zu erholen gewesen. Immittelst hat gegenwärtige Inquisitorische Untersuchung über etliche tausend Reichs-Thaler gekostet, wovor man lediglich dieses einzige zum Gewinn rechnen muß, daß so viele vorher noch nicht bekannte Jüdische Diebs-Streiche entdecket, und die Diebe selbst, von weiterer Fortsetzung ihrer Diebereyen, wenigstens auf eine Zeitlang, abgeschrecket worden. Gleichwie nun jederman, und am allermeisten Gelehrte, dahin bedacht seyn sollen, mit ihrer, durch viele Mühe und Kosten, erworbenen Erfahrung und Wissenschafft, einander die Hände zu bieten: Also hat der Autor, das gegenwärtige Werck, vornemlich zum Behuff auswärtiger Criminal-Gerichte, im Druck mitzutheilen, um so mehr sich veranlasset gesehen, als die schon vorläuffig von ihm edirten Acten-mäßigen Designationes, bereits so viel gefruchtet, daß in Cassel, Fulda, Bamberg, Mannheim, Hannover und andern Orten, eine grosse Anzahl, derer bey hiesiger Inquisition entdeckten und berüchtigten Diebs-Juden, in Verhafft und Inquisition gezogen werden können. Es findet derowegen ein jeder, von hoher Landes-Herrschafft, zu Untersuchung und Bestraffung des schädlichen Lasters der Dieberey, verordneter Justitiarius, in diesem Werck eine zuverläßige gerichtliche- und Acten-mäßige Nachricht, bey vorkommenden Fällen, mit halber Arbeit und wenigem Kosten-Aufwandt, zu fernern Inquisitionibus, einen sichern Grund zu legen. Denn da viele Ertz-Diebe darinnen sehr accurat characterisiret und ihre Ubelthaten gerichtlich protocolliret sind, so hat ein Judex Inquisitorius, deme über kurz oder lang, ein oder der andere von solchen unter die Hände kommen möchte, nicht mehr nöthig, seine Inquisitiones gleichsam ab ovo anzufangen, und auf eine mühsame praeparatorische Untersuchung viele vergebliche Zeit und Kosten zu wenden. Ja es ist kein Zweiffel, daß diejenigen, welche von diesem Buch Gebrauch und dessen Inhalt sich ein wenig bekannt zu machen belieben, gantz unvermerckt, eine solche deutliche Einsicht erlangen werden, einem Jüdischen Inquisito, oder allen Juden überhaupt, primo intuitu abzumercken, ob er ein Achprosch, oder ehrlich sey? Wenigstens werden darinnen einem jedem Richter, von denen beschriebenen Personen, sehr kenntliche Merckmahle und Indicia vor Augen geleget, einen unschuldigen nicht vor schuldig, und einen schuldigen nicht vor ehrlich und unschuldig zu halten, mithin die Jüdischen Streiche und Ausflüchte, von der Wahrheit und Gewißheit, gründlich zu unterscheiden.

[]

Solchemnach unterscheidet sich dieser Jüdische Baldober, von allen andern solchen Büchern, worinnen vorlängst andere grosse Diebs- und Rauber-Banden und ihre Mißhandlungen, mit denen darauf erfolgten Inquisitionibus und Urtheils-Vollstreckungen umständlich beschrieben worden. Dann, diesen Unterschied nur mit wenigem zu berühren, so wird, vor eins, in diesem Buch, eine aus lauter Juden bestehende Diebs- und Rauber-Bande, dargestellet, von welcher man vorher kaum die Möglichkeit, will geschweigen, die Würcklichkeit geglaubet: Vors zweyte, wird man daraus ersehen, daß diese Diebs-Juden-Bande, keiner andern, an histigen Anschlägen und boshafften Ausführungen, nachzusetzen sey, wohl aber in vielen Stücken alle andere weit übertreffe; immassen, drittens, die von denen Juden verübte facta so important und vielfältig sind, daß andere Diebe, unter denen Christen, es schwerlich zuvor thun werden: Ferner, und vierdtens, ist merckwürdig, daß viele unter dieser Bande das leichtfertige Diebs-Handwerck zwantzig, dreyßig, viertzig und mehr Jahre getrieben, und entweder, durch ihre Verstellungen, allen Verdacht von sich abgeleitet, oder durch erstaunliche Hartnäckigkeit, die wider sie formirt allerschärffste Inquisitiones, glücklich eludiret haben. Was hierauf die Schreib-Art und Absicht anderer im Druck bekannt gemachten Diebs- und Rauber-Geschichte betrifft, so sind die meisten, von denen Herrn Theologis, zur Lehre, Vermahnung und Besserung geschrieben, damit man die über die Kinder der Finsterniß, ergangene Gerichte Gottes, daraus erkennen, und vor dergleichen Schand, Sünd und Lastern sich hüten möge. Nun hat wohl dieses alles seinen gar guten Nutzen, und ist bey manchem ruchlosen Menschen, zu seiner Besserung viel überzeugender und kräfftiger, als die eifrigsten Buß-Predigten: Alleine bey denen Diebs-Juden, welche einen Christen zu bestehlen vor keine Sünde achten, sondern unter ihrer Nation deshalben gelobet, geehret und vor tugendhafft gepriesen werden, würd mit einer solchen Absicht und Arbeit, so viel auszurichten seyn, als wenn man einen Mohren weiß waschen wolte. In dieser Betrachtung ist gegenwärtiges Buch, nicht etwan nur zu dem Ende hauptsächlich geschrieben, daß Christen und Juden von dem Laster des Diebstahls abstehen, Gott fürchten, und in der Welt eines stillen und ehrbaren Wandels sich befleißigen sollen; wiewohlen ein jeder dergleichen Conclusiones vor sich daraus zu formiren, vielfältige Gelegenheit finden wird; sondern es bestehet der finis primarius diese Buches vornemlich darinnen, alle Mit-Christen zu ihrer bessern Wahrnehmung gantz begreifflich zu überzeugen, wessen sie sich im gemeinen Umgang, Handel und Wandel, von dem Jüdischen Volcke zu versehen haben? Wie man ihren Nachstellungen nicht leichtlich entgehen könne? Und wie hingegen die schädlichen Achproschen, oder Ertz-Diebe auzurotten wären? Auch was insonderheit bey denen wider sie anzustellenden Inquisitionen zu beobachten? Gleichwie aber alle Stände, hohe und niedere, geistlich- und weltliche, in verschiedenen Handlungen, mit Juden zu thun haben, oder sich deren zu Ausführung ihrer Absichten gebrauchen; also wird niemand glauben, daß diese Buch nur denen Herren Rechts-Gelehrten und Justitz-Beamten gantz alleine zu Gefallen geschrieben sey, sondern man ist, ohne eitele Vorbildung, gewiß versichert, es werde ohne besondern Nutzen von niemand gelesen werden. Die auf dem Lande wohnende Herren Cavalliers, welche entweder das Jus recipiendo Judaos selbst besitzen, oder aus der Nachbarschafft, von diesem Volck, zuweilen eines Zuspruchs gewohnet sind, werden bey Durchlesung dieses Jüdische Baldober, ein wenig aufmercksamer werden, nicht einem jeden Hebräer so freyen Zutritt und Protection zu gönnen. Die Herren Kauff-Leute, und alle, welche mit Juden zu handeln, nicht füglich umhin gehen können, werden billigen Anlaß finden, diesen Raub-Vögeln besser auf die Augen und Finger zu sehen, und durchaus keinen solchen Contract zu schliessen, wo man am Ende den Beweiß auf einen Juden-Eyd ankommen lassen muß. Sonsten aber wird aus dem gantzen Inhalt dieses Buches wahrzunehmen seyn, daß alle diejenigen, welche von diesen ausgelernten Ertz-Dieben bestohlen zu werden, die Fatalität betroffen, aller angewendeten Mühe und Kosten ohngeachtet, niemals das mindeste von ihrem gestohlenen Guth wieder zu erlangen, so glücklich gewesen; wannenhero allen denenjenigen, welchen, wider besseres wünschen, ein solches Unglück noch in Zukunfft wiederfahren möchte, wohlmeynend angerathen wird, dergleichen Verlust alsbald zu verschmertzen und aus dem Sinne zu schlagen, mithin ihr gutes Geld nicht nach dem bösen zu werffen.

Ubrigens wäre wohl zu wünschen, daß von denen an andern Orten gegenwärtig führenden und künfftigen Juden-Inquisitionen, ebenfalls einige Acten-mäßige Nachrichten im Druck bekannt gemachet, oder auswärtigen Criminal-Gerichten communiciret wurden, immassen dieses das sicherste Mittel zu seyn scheinet, der ruchlosen Rotte den Halß zu brechen, oder wenigstens die Ausübung mehrerer Bosheiten aufs möglichste zu hintertreiben. Zum Beschluß aber wird der geneigteste Leser angelegenst ersuchet, diese Arbeit mit einer solchen Gemüths-Billigkeit zu beurtheilen, als aufrichtig der Autor seinen Neben-Christen hierunter zu dienen getrachtet, und dabey in allen Stücken die Beförderung der Wahrheit und heilsamen Gerechtigkeit zum Augenmerck gesetzet.

Quelle: Paul Nicolaus Einert, Entdeckter Jüdischer Baldober Oder Sachsen-Coburgische Acta Criminalia Wider eine Jüdische Diebs- und Rauberbande, Coburg 1737, Vorrede. Online verfügbar unter: http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/einert1737/0010

Paul Nicolaus Einert, Entdeckter Jüdischer Baldober (1737), veröffentlicht in: German History in Documents and Images, <https://germanhistorydocs.org/de/das-heilige-roemische-reich-1648-1815/ghdi:document-5375> [05.11.2024].