Quelle
Quelle: Staatssekretär Dr. Solf besucht im Oktober 1913 Togo, 1913. Bundesarchiv Filmarchiv Filmwerk ID: 5186. https://digitaler-lesesaal.bundesarchiv.de/video/5186/641873
Wilhelm Solf (1862–1936), ein Diplomat und Kolonialbeamter, der mehrere asiatische und europäische Sprachen beherrschte, war 1888 in den deutschen Auswärtigen Dienst eingetreten. Im Jahr 1900 wurde er zum Gouverneur der neu gegründeten Kolonie Deutsch-Samoa ernannt, ein Amt, das er bis 1911 innehatte, als er Staatssekretär des Reichskolonialamtes wurde und somit die Verwaltungsaufsicht über alle deutschen Kolonien übernahm. In dieser Funktion unternahm er offizielle Besuche aller deutschen Kolonien in Afrika. Dieser Kurzfilm wurde höchstwahrscheinlich vom Reichskolonialamt in Auftrag gegeben und zeigt Solf und seine Frau bei ihrem Besuch in Togo, oder Togoland, wie die Kolonie offiziell hieß (heute zwischen Togo und Ghana aufgeteilt). Dieses relativ kleine Gebiet in Westafrika, das zwischen den Kolonien der britischen Goldküste und dem französischen Dahomey lag, wurde 1884 von Gustav Nachtigal als „Protektorat“ für Deutschland beansprucht und wurde damit dessen erste afrikanische Kolonie. In der Hoffnung, es zu einer profitablen „Modellkolonie“ zu machen, konzentrierten sich die deutschen Kolonisatoren auf die landwirtschaftliche Entwicklung und Ausbeutung des Landes und legten Plantagen für Exportgüter wie Kakao und Baumwolle an, die von afrikanischen Arbeitern bewirtschaftet wurden. Wie in allen europäischen Kolonien in Afrika waren die Arbeitsbedingungen hart und ausbeuterisch. Im Film sehen wir Solf mit dem Schiff ankommen, vermutlich in Lomé, dem Sitz des Kolonialgouverneurs und wichtigsten Hafen der Kolonie am Golf von Guinea. Er wird von deutschen Kolonialbeamten und Offizieren in Uniform und ihren Frauen empfangen. Gesteifte weiße Uniformen (und weiße Kleider für die Damen) waren in allen europäischen Kolonien in Afrika (und anderswo) allgegenwärtig: Der weiße Stoff galt als kühler (da er die Sonne reflektierte), doch hob er die Europäer auch von den Einheimischen ab und diente als Symbol der Macht, da die strahlend weiße Kleidung im afrikanischen Klima ständig gereinigt werden musste – eine Arbeit, die von einheimischen Bediensteten verrichtet wurde. Unterdessen paradieren barfüßige afrikanische Soldaten, die für die „Schutztruppe” rekrutiert worden waren, vor Solf und den anderen Beamten. Anschließend bereist Solf mehrere Plantagen und Dörfer mit Rikschas, Kutschen und der Eisenbahn. Einige Europäer sind zudem auf Fahrrädern zu sehen. Afrikanische Dorfbewohner wurden dabei gefilmt, wie sie für die Besucher traditionelle Tänze aufführen, was zweifellos die zeitgenössische europäische Vorstellung von „exotischen” und „wilden” Afrikanern bestätigte.
Als Staatssekretär des Reichskolonialamtes besuchte Solf auch mehrere britische Kolonien in Afrika, da er hoffte, die zunehmend angespannten Beziehungen Deutschlands zu Großbritannien durch eine Politik der deutsch-britischen Zusammenarbeit in Kolonialfragen zu verbessern. Nach der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg wurde die ehemalige deutsche Kolonie Togoland unter einem Mandat der Vereinten Nationen zwischen Frankreich und Großbritannien aufgeteilt.
Quelle: Staatssekretär Dr. Solf besucht im Oktober 1913 Togo, 1913. Bundesarchiv Filmarchiv Filmwerk ID: 5186. https://digitaler-lesesaal.bundesarchiv.de/video/5186/641873
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