Quelle
Quelle: My Four Years in Germany, Regie: William Nigh, 1918. Deutsche Kinemathek - Museum für Film und Fernsehen.
Der Stummfilm My Four Years in Germany aus dem Jahr 1918 basiert auf den gleichnamigen Memoiren von James W. Gerard (1867–1951), der von 1913 bis Anfang 1917 als US-Botschafter in Deutschland tätig war. Sein Buch erschien 1917, nachdem die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten abgebrochen worden waren und er das Land verlassen musste. Die Vereinigten Staaten traten im April 1917 in den Ersten Weltkrieg ein. Die Verfilmung von Gerards Buch unter der Regie des Schauspielers und Regisseurs William Nigh (1881–1955) kam im April 1918 in den USA in die Kinos. (Nigh hieß eigentlich Emil Kreuske, hatte aber zu Beginn seiner Schauspielkarriere seinen Namen geändert.) Der Film hält sich teilweise eng an Gerards Text und stellt die Begegnungen des US-Botschafters mit deutschen Führungspersonen im Vorfeld des Ersten Weltkriegs und in den ersten drei Jahren des Konflikts nach. Wilhelm II. und sein Stab aus Militärs und Politikern werden dann jedoch als berechnende, blutrünstige Militaristen dargestellt, deren oberstes Ziel die Weltherrschaft ist: Die Schauspieler geben dramatische und spöttische Übertreibungen der tatsächlichen Personen wieder, wie beispielsweise den wildäugigen Admiral Tirpitz, der heimlich mit Spielzeugschiffen spielt. Währenddessen wird Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg neben einer Illustration eines Affen gezeigt, der halbnackte Frauen wegzerrt, während andere deutsche Staatsmänner neben Zeichnungen einer gefräßigen Hyäne (Jagow), einer Giftschlange (Hindenburg) oder einer lüsternen Krake (Tirpitz) zu sehen sind. Die deutschen Staatsmänner erscheinen somit während des gesamten Films als bösartig oder lächerlich oder beides. Kaiser Wilhelm zwirbelt seinen Schnurrbart wie ein Bösewicht in einem Melodram. Der Film zeigt jedoch auch reale Ereignisse, wie beispielsweise eine (dramatisierte und melodramatische) Version der berüchtigten Zabern-Affäre von 1913 (bei der die Arroganz und Bigotterie der im Elsass stationierten preußischen Offiziere den Zorn und Protest der Bevölkerung provozierten, was wiederum mit militärischer Unterdrückung, Verhaftungen und Gewalt gegen Zivilisten durch die Deutschen beantwortet wurde). Der Film enthält auch einige Wochenschauaufnahmen, darunter Szenen von marschierenden Soldaten und Kriegsschiffen, die ihm einen weiteren Hauch von Authentizität verleihen. Hier sind die ersten 15 Minuten zu sehen, die mit spöttischen Darstellungen der deutschen Staatsmänner beginnen, bevor der Film zur Zabern-Affäre übergeht. My Four Years in Germany war sowohl ein kritischer als auch ein kommerzieller Erfolg und stellt ein gutes Beispiel für einen kommerziell produzierten amerikanischen Kriegsfilm dar, der sein Publikum daran erinnert, warum sein Land sich im Krieg befand.
Quelle: My Four Years in Germany, Regie: William Nigh, 1918. Deutsche Kinemathek - Museum für Film und Fernsehen.
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