Kurzbeschreibung

Von einem Balkon in Wolfratshausen, einem Dorf am Starnberger See in Südbayern, nahm ein deutscher Zivilist dieses Foto auf. Das Bild entstand am 28. April 1945 und zeigt Häftlinge aus dem KZ Dachau, die unter Bewachung durch den Ort marschieren. Als die alliierten Mächte von Osten und Westen her nach Deutschland vordrangen, verlegte die SS arbeitsfähige KZ-Häftlinge an Orte, die außerhalb der Reichweite der vorrückenden Armeen lagen. Die Räumung der Konzentrationslager in den von Deutschland besetzten Gebieten und im Reich erfolgte sowohl per Zug als auch zu Fuß. Die Gefangenentransporte zu Fuß, die heute als Todesmärsche bekannt sind, waren ein Akt der Verzweiflung des zusammenbrechenden Regimes. Diese Märsche waren sowohl ein Versuch, die Quelle der Zwangsarbeit zu erhalten, als auch das Rassenprojekt der Nationalsozialisten einschließlich der Vernichtung des europäischen Judentums vor dem endgültigen Zusammenbruch ihrer Armee und Regierung zu vollenden. Die Gefangenen marschierten unter härtesten winterlichen Bedingungen und in ungeeigneter Kleidung. Diejenigen, die zurückblieben, wurden erschossen, während andere an Unterkühlung und Hunger starben. Elie Wiesel berichtet in seinen Nachkriegsmemoiren Nacht über die Todesmärsche, die seinen Vater das Leben kosteten. In einigen Fällen dauerten die Märsche tagelang, und die SS-Wachen, die sie überwachten, hatten keine konkreten Anweisungen, wohin sie ihre Gefangenen führen sollten. Wenn Häftlinge starben, wurden einige auf der Straße zurückgelassen, andere wurden in notdürftig ausgehobenen Gräbern am Straßenrand begraben. Schätzungen zufolge starben 200.000 bis 350.000 KZ-Häftlinge auf den Todesmärschen. Dies entspricht etwa 50 % der geschätzten Restbevölkerung der Lager in ganz Europa im Januar 1945.

Todesmarsch aus dem KZ Dachau (28. April 1945)

Quelle

Quelle: Foto, 28. April 1945. Fotograf: Benno Gantner. akg-images.

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