Kurzbeschreibung
Diese Bilder zeigen das Alltagsleben jüdischer Deutscher während der
ersten Jahre des NS-Regimes. Während viele Juden im Umgang mit ihren
Nachbarn mit Vorurteilen und zunehmender Verfolgung durch örtliche und
staatliche Behörden konfrontiert waren, hielten sie gleichzeitig ihre
Traditionen aufrecht und versuchten so, einen gewissen Anschein von
Normalität zu schaffen. Familien feierten wichtige Rituale wie den
Pessach-Seder (hier auf dem Bild einer jüdischen Familie im Rheinland
aus dem Jahr 1934), während andere weiterhin an ihren regulären sozialen
Vereinen und Verbänden teilnahmen (wie zum Beispiel auf dem Foto des
Chors der Jüdischen Gemeinde Berlin aus dem Jahr 1934). Nach dem Pogrom
vom 9. und 10. November 1938 entschloss sich eine weitere Welle von
Juden zur Auswanderung aus Deutschland, wie das letzte Bild zeigt. Die
meisten Familien taten dies jedoch mit anhaltendem Widerwillen, da die
Ausreise Karrieren, Bildungswege und Beziehungen beendete. In vielen
Fällen war eine Auswanderung unmöglich: Ältere Verwandte hatten
Schwierigkeiten zu reisen, nur wenige Staaten waren nach 1938 bereit,
die aus Deutschland fliehenden Juden aufzunehmen, und das NS-Regime
machte die Auswanderung zu einem finanziell ruinösen Prozess. All diese
Faktoren führten dazu, dass Familien während des Auswanderungsprozesses
oft getrennt wurden, da einige Verwandte zurückblieben, um den jüngeren
Generationen die Möglichkeit zu geben, ein neues Leben im Ausland zu
beginnen. Es wird geschätzt, dass zwischen dem 10. November 1938, dem
Tag nach dem Novemberpogrom, und dem 1. September 1939, dem Beginn des
Zweiten Weltkriegs, 115.000 Juden beschlossen, Deutschland zu verlassen.
Die Gesamtzahl der Juden, die Deutschland zwischen dem 30. Januar 1933
und dem 1. September 1939 verließen, wird auf 400.000 geschätzt.