Kurzbeschreibung
Eine der populärsten NS-Organisation war das im November 1933 gegründete Amt „Kraft durch Freude“ (KdF), das die nationalsozialistische Freizeit- und Urlaubsgestaltung der DAF-angehörigen Arbeiter und ihrer Familien organisierte. Bis 1939 beschäftigte die Organisation rund 7.000 hauptamtliche Mitarbeiter und 135.000 Freiwillige und wurde von der DAF mit rund 29 Millionen RM jährlich finanziert. Ziel war es, die übliche Trennung zwischen Arbeits- und Privatleben sowie Klassenunterschiede zu überwinden. In der neuen solidarischen Volksgemeinschaft sollten Arbeiter alle Entspannungs- und Erholungsmöglichkeiten genießen, die bisher dem Mittelstand vorbehalten waren. Dazu gehörte eine Vielzahl von kulturellen und sportlichen Angeboten, wie zum Beispiel subventionierte Theater-, Opern- und Konzertbesuche, sowie billiger Tennis- und Segelunterricht, an denen Millionen von Mitgliedern jährlich teilnahmen. Am beliebtesten war der KdF-organisierte Massentourismus innerhalb und außerhalb Deutschlands, der vielen Arbeitern zum ersten Mal Urlaubsreisen ermöglichte. Bis 1939 wurden rund 43.000 KdF-Reisen verkauft, viele davon Tagesausflüge. Wie im Foto zu sehen ist, organisierte das Amt auch Kreuzfahrten auf eigenen oder gemieteten Schiffen. Auf diesen Reisen sollte die nationalsozialistische Volksgemeinschaft im Ausland präsentiert werden. Teilnehmer wurden deshalb angewiesen, bescheidende Kleidung zu tragen und sich würdevoll zu verhalten. Politische Schulungen gehörten zum Pflichtprogramm und Gestapo- und SD-Agenten waren zur Bespitzelung der Reisenden präsent. Das propagierte Ideal von harmonischer Integration wurde jedoch kaum erreicht. Viele Teilnehmer von KdF-Reisen beschwerten sich über den reglementierten Tagesablauf, die schlechte Qualität der Unterkünfte und der Versorgung, und die bevorzugte Behandlung von Parteifunktionären. Madeira-Kreuzfahrten zum Beispiel blieben für die meisten Arbeiter unerschwinglich und wurden vom Volksmund „Bonzenfahrten“ getauft. Trotz vieler Mängel und weit verbreiteter Korruption innerhalb des KdF-Amts blieb es eine der erfolgreichsten Massenorganisationen des Dritten Reichs. Foto von Heinrich Hoffmann.