Kurzbeschreibung

Schon seit Beginn des Krieges sah das Propagandaministerium die Kontrolle der Radioübertragungen als wichtiges Mittel an, um nur die offizielle Kriegsberichterstattung zu verbreiten und so Informationen über den tatsächlichen Kriegsverlauf zu kontrollieren. Die deutsche Bevölkerung hatte jedoch Zugang zu ausländischen Radiosendern, welche potenziell die öffentliche Ordnung stören und die öffentliche Meinung über den Krieg beeinflussen konnten. Bereits 1939 verabschiedete das Ministerium daher ein neues Gesetz, welches das Hören ausländischer Radiosender verbot und es als „Rundfunkverbrechen“ mit verschiedenen Strafen belegte. Das Verbot erwies sich jedoch als schwierig durchzusetzen, und viele Deutsche hörten während des Krieges weiterhin ausländische Radiosender. Dieses Plakat von 1944 war Teil der Bemühungen des NS-Regimes, die Radiohörgewohnheiten der Bevölkerung zu überwachen. Das Plakat, das einen Mann, der ausländisches Radio hört, als „Verräter“ darstellt, markiert eine Abkehr von der früheren Propaganda, welche die Deutschen warnte, dass das Anhören „ausländischer Lügen“ negative Auswirkungen auf die Kriegsanstrengungen hätte. Nun ist die Botschaft direkter: Wer Auslandssendungen hört, ist ein innerer Feind der Volksgemeinschaft. Ziel war es, die Deutschen zu ermutigen, ihre Nachbarschaft zu beobachten und jeden zu melden, der verdächtigt wurde, ausländisches Radio zu hören. Die Ermutigung zur Selbstüberwachung sollte weniger die gesellschaftliche Konformität fördern, sondern vielmehr den immer schwächer werdenden Einfluss des NS-Regimes auf die öffentliche Ordnung in den letzten Kriegsmonaten aufrechterhalten.

,,Verräter“ (1944)

Quelle

Quelle: Propagandaplakat, November 1944. Grafiker: Max Spielmanns. Bundesarchiv, Plak 003-027-001.

Steven Luckert and Susan Bachrach, eds., State of Deception: The Power of Nazi Propaganda (USHMM exhibition catalogue, 2009-11).

,,Verräter“ (1944), veröffentlicht in: German History in Documents and Images, <https://germanhistorydocs.org/de/deutschland-nationalsozialismus-1933-1945/ghdi:image-5141> [04.11.2024].