Diese Holzstichversion der Proklamierung des Deutschen Kaiserreiches unterscheidet sich deutlich von der sogenannten Schloßfassung aus dem Jahr 1877. Neben anderen Modifikationen veränderte Anton von Werner auch grundlegend die Komposition sowie Perspektive und stellte die gesamte Szene in einem dramatischen und historisch bedeutsamen Licht dar. Diese spätere Interpretation schenkt den Uniformen der versammelten Offiziere noch mehr Aufmerksamkeit, hält ihre Schwerter in der triumphierender erhobenen Pose fest und zeigt die zentralen Figuren näher beieinander. Die wesentlichste Veränderung ist jedoch bei Bismarcks Kleidung festzustellen. Er tritt nun im weißen Koller der Kürassiere auf – im Gegensatz zum tristen blauen Waffenrock, den er am Tag der Proklamierung tatsächlich trug. (Anscheinend hatte er es versäumt, Kleidung für feierliche Anlässe nach Frankreich zu bringen). In der früheren Schlossfassung hielt er an der bekleidungstechnischen Wahrheit fest und malte Bismarck in Blau. Doch in der vorliegenden sowie in folgenden Versionen der Szene, einschließlich der berühmten Zeughaus- (1882) und Friedrichsruhfassung (1885), stellte Werner Bismarck in seiner weißen Galauniform dar. Dies war, so wusste Werner, was dieser laut Protokoll hätte tragen sollen.