Quelle
An Philipp zu Eulenburg
Berlin, d. 12. März 1881.
[…]
Der Kanzler ist ein Despot; aber er darf es sein, er muß es sein. Wär’ er es nicht, wär’ er ein parlamentarisches Ideal, das sich durch das Dümmste, was es gibt, durch Majoritäten, bestimmen ließe, so hätten wir überhaupt noch keinen Kanzler und am wenigsten ein Deutsches Reich. Das ist andrerseits freilich richtig, daß neben einem solchen Despoten nur unselbständige Naturen oder Kräfte zweiten und dritten Ranges dienen können, und daß jeder freie Mann wohltut, bei Zeiten seinen Rückzug anzutreten. Der freie Mann tut dabei, was ihm ziemt; aber der Kanzler tut auch, was ihm ziemt, wenn er sich dadurch in seinem Tun und Lassen nicht beirren läßt.
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Quelle: Theodor Fontane an Philipp zu Eulenburg, 12. März 1881; abgedruckt in Theodor Fontane, Werke, Schriften und Briefe, herausgegeben von Walter Keitel und Helmuth Nürnberger, zweiundzwanzig Dünndruckbände in vier Abteilungen, Abteilung IV, Briefe, Bd. 3, 1879–1889. München: Carl Hanser Verlag, 1980, S. 125. © 1961, 1989 Carl Hanser Verlag München.