Kurzbeschreibung
Zwischen 1866 und 1871 taten die politischen Führer der
Österreich-Ungarischen Monarchie, darunter der sächsische Staatsmann
Graf Friedrich Ferdinand von Beust (1809–1886), ihr Möglichstes, damit
die süddeutschen Staaten sich aus Bismarcks Norddeutschem Bund
heraushalten konnten. Für Bayern, Baden und Württemberg widersprach der
Autoritarismus und Militarismus Preußens gänzlich ihren liberaleren
Traditionen. Daher ist der Begleittext der Karikatur mehr als nur ein
wenig ironisch: „Die Süddeutschen werden schon auch noch kommen, wir
sind ihnen vorderhand nur noch zu liberal!“ Für die süddeutschen Staaten
schien Bismarcks manipulatives Verhältnis zum Norddeutschen Reichstag
und die Durchsetzung eines preußischen „Systems“ gegenüber den
Bundesstaaten (Sachsen, Hannover, etc.), die zum Beitritt in den
Norddeutschen Bund gezwungen worden waren, in Wirklichkeit keine
liberale Lösung der deutschen Einheitsfrage zu bieten, sondern lediglich
höhere Steuern, eine umfassendere Wehrpflicht und strengere Zensur.
Deshalb witzelten süddeutsche Kritiker Preußens, es gebe nur drei
Vorschriften für den Beitritt in das entstehende Deutschland gab:
„Steuern zahlen, Soldat sein, Maul halten“. Dieser Holzschnitt erschien
in der österreichischen Zeitschrift
Figaro am 11. April 1868.