Quelle
Bonn, 27. Januar 1871
[…] Dem hiesigen Lazarettverein habe ich eine „öffentliche Vorlesung über ein patriotisches Thema“ zugesagt. Und dann kommen schon vorläufige Anfragen, ob ich ein Mandat zum ersten Deutschen Reichstag annehme, und der Teufel soll da Nein sagen.
Lieber Freund, ich schreibe von all diesen Quisquilien und meine Augen gehen immer herüber zu dem Extrablatt und die Tränen fließen mir über die Backen. Wodurch hat man die Gnade Gottes verdient, so große und mächtige Dinge erleben zu dürfen? Und wie wird man nachher leben? Was zwanzig Jahre der Inhalt alles Wünschens und Strebens gewesen, das ist nun in so unendlich herrlicher Weise erfüllt! Woher soll man in meinen Lebensjahren noch einen neuen Inhalt für das weitere Leben nehmen?
Quelle: Nachlass Sybel; abgedruckt in Julius Heyderhoff, Hrsg., Die Sturmjahre der preußisch-deutschen Einigung 1859–1870. Politische Briefe aus dem Nachlaß liberaler Parteiführer, Bd. 1. Bonn und Leipzig: Kurt Schroeder, 1925, S. 494.