Kurzbeschreibung
Der berühmte Bühnenautor und Philosoph Gotthold Ephraim Lessing
(1729-81) gehörte zu den Hauptfiguren der deutschen Aufklärung. Seine
philosophischen Schriften verschoben das deutsche Geistesleben weg vom
optimistischen (und häufig abstrakten und deduktivistischen)
Rationalismus seiner Vorgänger Gottfried Wilhelm Leibniz und Christian
Wolff. Wenngleich er in der christlichen Tradition verankert war, machte
er sich doch immer stärker den aufklärerischen Deismus zu eigen. Er übte
Kritik an religiösen Vorurteilen und trat für Gedankenfreiheit und freie
Meinungsäußerung ein und vertrat eine kosmopolitische Sicht der
Menschheit sowie eine rationale und philosophische Religiosität. In
seinem Drama Nathan der Weise (1779)
legte Lessing seine Vorstellung einer religiösen Wahrheit dar, die auf
Gerechtigkeit, Vernunft und Barmherzigkeit beruht. Der Titelcharakter
basierte auf Lessings lebenslangem Freund Moses Mendelssohn, dem
führenden deutsch-jüdischen Philosophen der Aufklärung. Lessings
Theaterstücke, zu denen unter anderem die Komödie
Minna von Barnhelm (1767) und die
„bürgerliche Tragödie“ Emilia Galotti
(1772) zählen, gehören bis heute zum Standardrepertoire des
deutschsprachigen Theaters. Sowohl seine philosophischen als auch seine
theatralischen Werke hatten erheblichen Einfluss auf Johann Wolfgang von
Goethe (1749-1832), Friedrich Schiller (1759-1805) sowie zahlreiche
andere Autoren ihrer Generation. Ölgemälde auf Leinwand von Heinrich
Lessing (1856-1911), nach einem Gemälde von Anton Graff (1736-1813),
1771.