Kurzbeschreibung
Die NS-Propaganda stellte den Überfall auf Polen als
Verteidigungsmaßnahme dar. Tatsächlich hatte die SS auf Befehl Hitlers
in der Nacht zum 1. September 1939 eine Reihe von „polnischen
Provokationen“, wie zum Beispiel den angeblichen polnischen Überfall auf
den schlesischen Radiosender Gleiwitz, inszeniert. In seiner
Reichstagsansprache am Morgen der Invasion erklärte Hitler, die
polnische Regierung habe seit Monaten einer friedlichen Lösung des
Konflikts um Danzig und den Korridor entgegengestanden und die deutsche
Bevölkerung in der Region systematisch terrorisiert. Auf Deutschlands
Abbruch der Verhandlungen habe Polen in der vorangegangenen Nacht mit 14
gewaltsamen Grenzverletzungen reagiert. Seine Friedensliebe beteuernd,
verkündete Hitler, Deutschland werde sich der polnischen Kriegstreiberei
nicht länger unterwerfen. Bomben sollten nun mit Bomben und Giftgas mit
Giftgas vergolten werden. Das Foto zeigt den ehemaligen deutschen
Botschafter in Polen, Hans-Adolf von Moltke, bei der Vorführung von
Archivmaterial aus Warschau vor ausländischen Pressevertretern, zum
„Beweis“ der Kriegsschuld Polens.
Hans-Adolf von Moltke (1884-1943) gehörte einer bekannten deutschen
Adelsfamilie an. Zu seinen Verwandten zählten Helmuth von Moltke
(1800-1891), der preußische Generalstabschef unter Bismarck sowie
Helmuth Johannes Ludwig von Moltke (1848-1916), der den gleichen Posten
unter Wilhelm II. innehatte. Botschafter Moltke war außerdem ein Cousin
zweiten Grades von Helmuth James Graf von Moltke (1907-1945), dem
Begründer der Widerstandsgruppe, die von der Gestapo als Kreisauer Kreis
bezeichnet wurde. Helmuth James von Moltke wurde im Januar 1945 wegen
seiner angeblichen Beteiligung am Attentat vom 20. Juli
hingerichtet.