Kurzbeschreibung
Ein Großteil der 1,5 Mio. deutschen Soldaten, die am Überfall auf
Polen teilnahmen, hatte eine Sozialisierung im NS-Staat und auch die
ideologische Indoktrinierung in NS-Massenorganisationen durchlaufen. So
betrug in einer durchschnittlichen Infanteriedivision im letzten Quartal
1939 der Anteil der Mitglieder von NS-Organisationen 31 Prozent. Zu
einem Fünftel waren die Soldaten ehemalige HJ-Mitglieder, jeder zweite
bis dritte Soldat hatte den Reichsarbeitsdienst hinter sich, und alle
waren mindestens ein Jahr militärisch ausgebildet worden. Angehörige von
SS und Polizei (die häufig ohnehin eine Affinität zur NS-Ideologie
hatten) wurden eigens weltanschaulich geschult. Durch Propaganda und
Indoktrination wurden in der deutschen Gesellschaft ohnehin verbreitete
Ressentiments gegen Polen und Juden noch verstärkt und
radikalisiert.
Der aggressive Antisemitismus entlud sich nach dem deutschen
Einmarsch in Polen in „Blitzpogromen“, bei denen insbesondere „Ostjuden“
gedemütigt, misshandelt und auch ermordet wurden. Neben Exerzierübungen
und Zwangsarbeit wurden den Juden zur Verhöhnung häufig die Bärte
abgeschnitten oder abgebrannt (eine Praxis, die auch später im Feldzug
gegen die Sowjetunion fortgesetzt wurde).
Im Bild: Ein SD-Mann schneidet einem polnischen Juden den Bart ab.
Das Bild ist Teil einer Fotoserie, das eine gestellte Razzia der
Sicherheitspolizei in Warschau zum Thema hat.