Kurzbeschreibung
Nach 1943 wurde mit jeder weiteren Niederlage und jedem weiteren
Rückschlag an der Ostfront klar, dass Deutschland den Zweiten Weltkrieg
nicht gewinnen würde. Ungarn, ein bereitwilliger Verbündeter, wurde der
ungleichen Partnerschaft mit Hitlers Regime überdrüssig, die sich im
Laufe des Krieges entwickelt hatte. Als das NS-Regime die schwankende
Unterstützung Ungarns spürte, wurde im März 1944 ein Staatsstreich
inszeniert, eine linientreue Regierung eingesetzt und die faschistische
Partei Ungarns, das Pfeilkreuz, legalisiert. Im Laufe des Sommers wurden
mindestens 440.000 ungarische Juden deportiert und ermordet, die meisten
davon in Auschwitz-Birkenau. Adolf Eichmann spielte eine führende Rolle
bei der Koordinierung der Razzien und Deportationen, wobei ungarische
Beamte die Deportationen durchführten. Das neutrale Schweden sah die
Gelegenheit, sich für die Juden in Budapest einzusetzen, und schickte
den Diplomaten Raoul Wallenberg (1912-1947, genaues Todesdatum
unbekannt) in die ungarische Hauptstadt. In Zusammenarbeit mit dem Amt
für Kriegsflüchtlinge und dem Roten Kreuz traf Wallenberg im Juli 1944
ein und veranlasste die Ausstellung und Verteilung von Schutzpässen an
eine Reihe von Budapester Juden. Diese Pässe, wie der hier gezeigte von
Lili Katz, stellten ihre Inhaber/innen unter den Schutz des schwedischen
Staates. Die Schweizer und päpstlichen Gesandten stellten ähnliche
Dokumente aus. Im Allgemeinen respektierten die nationalsozialistischen
und ungarischen Behörden diese Pässe, selbst wenn sie überzeugt waren,
dass es sich bei den Inhabern um ungarische Juden handelte. Tausende von
Juden standen Schlange, um diese Dokumente zu erhalten, wie auf dem
zweiten Bild zu sehen ist. Mit diesen Pässen konnten Juden mit ihren
Familien in einer der dreißig vom schwedischen Gesandten dafür
eingerichteten Unterkünfte Schutz vor den ungarischen Faschisten und den
NS-Behörden finden. Über zwanzigtausend Budapester Juden wurden auf
diese Weise gerettet.