Kurzbeschreibung

Während die Nationalsozialisten die Juden aus ihren Häusern und Gemeinden vertrieben und deren Nachbarn dazu ermutigten, ihre jüdischen Mitmenschen auszugrenzen, wurde der persönliche Besitz der Juden an den Meistbietenden versteigert. Diese Fotos zeigen das Ausmaß, in dem jüdische Wohnungen geplündert wurden. Das erste Bild zeigt gestohlenes Geschirr, das zweite geplündertes Kinderspielzeug. Die Fotos wurden vom ERR (Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg) nach einer Beschlagnahmungsaktion aufgenommen, während die geraubten Gegenstände in einem Pariser Kaufhaus gelagert waren. Die gezeigten Gegenstände, die Juden in Frankreich nach der Kapitulation des Landes im Juni 1940 gestohlen wurden, standen zum Verkauf, oft für die Hälfte ihres tatsächlichen Marktwerts oder weniger. Von einem Salzstreuer und einem Porzellanset bis hin zu einer Porzellanpuppe und einem handgefertigten Schaukelpferd – diese Gegenstände gehörten einst Familien und hatten für ihre ursprünglichen Besitzer eine persönliche Bedeutung. Der Versuch, der historischen Forschung, das Ausmaß zu verstehen, in dem Deutsche und andere Europäer die Häuser von Juden nach wertvollen Gütern durchsuchten, lässt bis heute wichtige Fragen offen: In welchem Ausmaß wurden diese Gegenstände dazu benutzt, um Unterstützung für das Naziregime zu erkaufen, als sich die Kriegslage verschlechterte? Wie profitierten Unternehmen und Einzelpersonen vom Verkauf dieser Güter? Wussten alle Deutschen, dass sie gestohlene Waren kauften? Versicherungsmakler, Umzugsunternehmen, Auktionshäuser und Gutachter fanden in der wachsenden Zahl leerstehender Häuser und Grundstücke nach der Deportation der Juden in ganz Europa lukrative neue Geschäftsmöglichkeiten. Die Auktionen wurden öffentlich ausgeschrieben, und die Herkunft dieser Gegenstände muss immer offensichtlicher geworden sein, je mehr die Zahl der jüdischen Einwohner in den einzelnen Städten zurückging.

Geraubtes jüdisches Eigentum in Paris (1942–43)

Quelle

Quelle: Originaltitel: Fotos vom ERR [Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg]. Aufnahmen aus Paris (Transport- u. Lageraufnahmen), ca. 1942/43. Fotograf/in unbekannt. Bundesarchiv B 323 Bild-0311-050, B 323 Bild-0311-065.