Kurzbeschreibung
Die Verwaltung des täglichen Lebens in den Ghettos übernahmen die
sogenannten Judenräte. Ihre offizielle Aufgabe war die Ausführung von
Befehlen der deutschen Besatzer. Dabei handelte es sich vor allem um die
Erstellung von Listen über die Einwohner und Besitztümer im Ghetto und
deren Überstellung an NS-Behörden. Andererseits versuchten die Räte
auch, das Ghettoleben durch Wohlfahrtspflege, Gesundheitsversorgung und
Lebensmittelverteilung so erträglich und geordnet wie möglich zu machen.
Ihre Handlungsfreiheit war jedoch minimal, da sie der Allmacht des
NS-Regimes unterlagen. Mitglieder der Judenräte, die sich gegen deutsche
Befehle stellten, wurden abgesetzt oder ermordet. Zum Beispiel
„verschwand“ der gesamte erste Judenrat des
Ghettos Lodz, nachdem er von der Gestapo
vorgeladen wurde. Das Foto zeigt den Judenrat von Lodz im Jahr 1941/42
mit dem in der Mitte stehenden Vorsitzenden Chaim Rumkowski.
Die Judenräte sind bis heute umstrittene Institutionen. Einige
Kritiker verurteilen ihre Kooperation mit dem NS-Regime und ihre Rolle
bei der Ausbeutung und Ermordung europäischer Juden. Andere beklagen die
Korruption und Machtgier einzelner Vertreter. Rumkowski, zum Beispiel,
trat als regelrechter Diktator im Ghetto auf. Er betrieb einen
regelrechten Kult um seine Person. So ließ er Geld mit seiner
Unterschrift und Briefmarken mit seinem Abbild drucken. Im August 1944
wurde er als einer der letzten Juden von Lodz nach Auschwitz deportiert
und dort ermordet.