Kurzbeschreibung

Die beiden Leserbriefautorinnen bejahen in der ostdeutschen Frauenzeitschrift Die Frau von heute Frauenarbeit in der DDR. Sie sehen sich dabei als Vorbild für ihre Kinder und bestreiten, als berufstätige Mütter ihre Kinder zu vernachlässigen. Die zweite Autorin mahnt aber zugleich eine gerechtere Verteilung der Belastung durch Haushalt und Familie an.

Leserbriefe aus der Zeitschrift Die Frau von heute: „Ist die berufstätige Frau eine schlechte Mutter?“ (1950)

Quelle

Frau Gerda Wenzel, Berlin-Lichtenrade, Homburgstr. 20, schreibt: „Nein, sie ist keine schlechte Mutter, sie ist die beste! Ich habe drei Jungen, 14, 10 und 2 Jahre. Ich bin berufstätig und arbeite außerdem aktiv im DFB. Ich sage mir, daß es wichtig ist, jetzt mitzuhelfen, die Deutsche Demokratische Republik fest und stark zu machen und uns vor allem um die Erhaltung des Lebens unserer Kinder zu sorgen, das angesichts der Kriegsvorbereitungen bedroht ist; denn sonst können unsere Kinder einmal sagen, wir seien schlechte Mütter gewesen. Meine Jungen wissen, wie notwendig meine Arbeit ist, und wenn man den Kindern zeigt, daß man selbst lernt und schafft und daß man trotz der Arbeit froh und glücklich ist, dann werden sie sich später einmal nicht selbst vor der Arbeit drücken.“

Frau Doris Nicolaus, Leipzig N24, Lindenallee 9, schreibt: „Früher hieß es ja so oft: Unsere Tochter hat das Arbeiten nicht nötig! Wenn nun eine so wohlbehütete junge Frau heute mit offenen Augen durchs Leben geht, so wird sie von selbst zu der Erkenntnis kommen, daß ihre Mitarbeit nötig ist, daß sie aber auch die Pflicht hat, ihre Kinder in diesem Sinne zu erziehen, aber auch mit ihnen zu leben, d.h. auf all ihre Fragen und Wünsche einzugehen und beim Heimkommen noch Zeit für sie zu haben. Doch für die Hausfrau müßte die Hilfe einsetzen. Wieviel Zeit geht verloren durch das Waschen, Putzen, Flicken und Einkaufen. Ist es erst zur Selbstverständlichkeit geworden, daß diese Belastung von der berufstätigen Mutter genommen ist, wird sie auch genug Zeit und Muße für ihr Kind haben.“

Quelle: Die Frau von heute 30 (1950), S. 20; abgedruckt in Ina Merkel, Hrsg., … und Du, Frau an der Werkbank. Die DDR in den fünfziger Jahren. Berlin: Elefanten Press, 1990, S. 150.