Kurzbeschreibung

Am 17. Februar 1951 gab Stalin der Prawda, der offiziellen Zeitung der Kommunistischen Partei der UdSSR, ein Interview, in dem er auf der „friedlichen Politik“ der Sowjetunion beharrte und den britischen Premierminister Attlee scharf kritisierte. Das Interview wurde am Vorabend der sowjetischen Regionalwahlen und vier Tage vor dem Treffen des Weltfriedensrates in Berlin gegeben, einer von der Sowjetunion geförderten Organisation, die aus der sowjetischen Politik der Förderung von Friedenskampagnen in der ganzen Welt hervorging, um sich der amerikanischen „Kriegstreiberei“ entgegenzustellen. Über das Interview wurde in der sowjetisch kontrollierten Presse fast eine Woche lang atemlos positiv berichtet (z. B. in diesem Artikel in Neues Deutschland), und das britische Außenministerium kritisierte, es sei „ein typisches Beispiel für das sowjetische Streben, den natürlichen Wunsch nach Frieden auszunutzen“. Die Förderung der Friedensbewegung durch die Sowjetunion und ihr Engagement in ihr war in den 1950er Jahren ein Kernstück ihrer Außenpolitik; sie unterstützte Organisationen wie den Weltfriedensrat in dem Versuch, die Sowjetunion als friedliebend und die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten (wie Großbritannien) als „Kriegsbrandstifter“ darzustellen.

Stalins Friedensbotschaft (18. Februar 1951)

Quelle

In einer äußerst ernsten Lage, in der die Menschheit vor die Frage von Krieg oder Frieden gestellt ist, hat der weise Führer der Weltfriedenskräfte, Stalin, das Wort ergriffen. In seiner jedem verständlichen, klaren und eindringlichen Sprache legt er die Wurzel der Gefahr eines Weltkrieges bloß und zeigt zugleich, wie diese drohende Gefahr durch die Völker abgewehrt werden kann. Die Welt weiß aus Erfahrung, welche Bedeutung solchen Ausführungen Stalins beizumessen ist, mit welcher wissenschaftlichen Präzision und Sicherheit er den Gang der Ereignisse stets vorausgesehen und vorausgesagt hat. Es ist daher nur natürlich, daß bei seinen Worten die Welt aufhorcht, Millionen und aber Millionen in allen Ländern und Erdteilen seine Ausführungen mit leidenschaftlichem Interesse aufnehmen und darüber beraten, welche Schlußfolgerungen aus ihnen für jedes Volk und für jeden einzelnen zu ziehen sind.

Kann es eine überzeugendere Beweisführung für die Friedensliebe der Sowjetunion geben als die von Stalin geschilderte friedliche Aufbautätigkeit, die alle Kräfte der Sowjetunion voll in Anspruch nimmt? Und ist es nicht ein Gipfel der Heuchelei, wenn der britische Labour-Minister Attlee die wahnwitzigen Rüstungen Großbritanniens und der USA mit der Lüge zu begründen versucht, daß die Sowjetunion angeblich ihre Truppen nach dem Kriege nicht demobilisiert habe, sondern ihre Streitkräfte immer weiter vergrößert? Es gibt genügend Aussagen, sogar ausgesprochen sowjetfeindlicher bürgerlicher Korrespondenten, die bezeugen, daß die Sowjetunion ihre Armee auf den normalen Friedensstand reduziert hat und trotz der dauernden Vermehrung der Streitkräfte und der wahnsinnigen Drohungen und Rüstungen der imperialistischen Staaten keine ähnlichen Maßnahmen ergriffen hat.

Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Das Militärbudget der USA ist gegenwärtig 49mal höher, als vor dem Kriege, das Kriegsbudget Englands 3½ mal höher. Der Anteil der militärischen Ausgaben am staatlichen Gesamtbudget beträgt in der Sowjetunion gegenüber 33 Prozent im Jahre 1940 gegenwärtig nur 18,5 Prozent, während die USA rund 76 Prozent ihres Budgets für militärische Zwecke verwenden, für die nächsten zwei Jahre die phantastische Summe von 140 Milliarden Dollar für Rüstungen ausgeben und die britische Labour-Regierung für die nächsten drei Jahre ihre Rüstungsausgaben auf 4,7 Milliarden Pfund erhöht hat. Attlee und Truman brauchen aber Lügen über die Sowjetunion, um ihre Völker durch solchen Betrug in einen neuen Weltkrieg zu zerren.

Am widerlichsten nehmen sich diese Lügen in dem Munde eines Attlee aus, der sich als Arbeiterführer bezeichnet. Er weiß sehr wohl, daß das friedliebende englische Volk, besonders die englische Arbeiterschaft, keinen Krieg und keine Wahnsinnsrüstungen will, dem angloamerikanischen Kriegskurs Widerstand leistet. Er glaubt, mit Lügen und Verleumdungen der Sowjetunion seinen amerikanischen Kriegskurs, der auch den nationalen Interessen Englands widerspricht, vor dem englischen Volk rechtfertigen zu können. In der Tat: Wenn Attlee, wie er heuchlerisch vorgibt, ein Anhänger des Friedens wäre, warum hat seine Regierung dann sämtliche auf allgemeine Abrüstung und friedliche Zusammenarbeit gerichteten Vorschläge der Sowjetunion seit 1946 konsequent abgelehnt? Warum hat er dann die Vorschläge der Sowjetunion, Chinas und Indiens auf friedliche Beilegung des Korea-Konfliktes Seite an Seite mit den USA abgelehnt?

Gerade die Haltung zu dem von den USA geführten Aggressionskrieg im Fernen Osten ist gegenwärtig ein Prüfstein der Friedensliebe jeder Regierung. Stalins Erkenntnis von der Kraft der Völker, die sich durch keinerlei Aggressionen und Drohungen einschüchtern lassen, ist auf unumstößliche geschichtliche Erfahrungen aufgebaut. Daher auch seine klare, unmißverständliche Feststellung:

„Wenn Großbritannien und die USA die friedlichen Vorschläge der Volksregierung Chinas endgültig ablehnen werden, dann kann der Krieg in Korea nur mit einer Niederlage der Interventen enden.“ Die Welt wird sich erinnern, daß Stalin mit derselben Sicherheit die Niederlage der Hitlerarmee vorausgesagt hat zu einer Zeit, als Hitler und seine Generale sich noch im Rausch ihrer ersten Blitzkriegerfolge befanden. Truman und Attlee rechnen heute, wie es Hitler tat, in Panzern, Flugzeuggeschwadern, Bomben und Wunderwaffen. Zur Kriegführung gehören aber Menschen. Ein Raubkrieg, ein ungerechter Krieg, ein Aggressionskrieg kann nur mit der Niederlage der Aggressoren enden, die ihnen von den Völkern zugefügt wird. Denn dieselben Soldaten der USA und Großbritanniens, die im Krieg gegen Hitlerdeutschland und das militaristische Japan mit Überzeugung und gut kämpften, empfinden Aggressionskriege, wie den gegen Korea und China, als in höchstem Maße ungerecht. Auch schon deshalb ist die Niederlage von Aggressoren und Interventen be­siegelt, wo immer sie auftreten mögen.

Dem englischen und amerikanischen Imperialismus kann es auch nicht gelingen, ihren Angriffsplänen den Mantel der Gerechtigkeit und der Berechtigung dadurch umzuhän­gen, daß sie die Organisation der Vereinten Nationen, die als Bollwerk zur Erhaltung des Friedens geschaffen wurde, in ein Instrument des Krieges, in ein Instrument zur Entfesselung eines neuen Weltkrieges verwandeln.

In fester Zuversicht zu den Friedenskräften der Völker drückt Stalin die Überzeugung aus, daß trotz aller Machenschaften der aggressiven Kräfte der Weltfriede gewahrt werden kann. Er hält einen neuen Weltkrieg, im Gegensatz zu den Kriegsbrandstiftern, die ihn lieber heute, als morgen beginnen möchten, trotz der bedrohlichen Lage nicht für unvermeidlich. „Zumindest darf man ihn gegenwärtig nicht für unvermeidlich halten“ – antwortete er dem Korrespondenten der „Prawda“ und weist den Völkern den Weg, auf dem sie den Frieden sichern können: „Der Friede wird erhalten und gefestigt werden, wenn die Völker die Sache der Erhaltung des Friedens in ihre Hände nehmen und den Frieden bis zum Äußersten verteidigen. Der Krieg kann unvermeidlich werden, wenn es den Kriegshetzern gelingt, die Volksmassen durch Lügen irrezuführen, sie zu betrügen, um sie in einen neuen Weltkrieg hineinzuziehen. Deshalb ist jetzt die breite Kampagne zur Erhaltung des Friedens als Mittel der Entlarvung der verbrecherischen Machenschaften der Kriegshetzer von erstrangiger Bedeutung.“

Diese Entlarvung der verbrecherischen Machenschaften der Kriegshetzer und ihrer irreführenden Lügen macht Tag für Tag Fortschritte. Ihr Ergebnis ist der wachsende Widerstand der Volksmassen gegen den von den Aggressoren angestrebten und vorbereiteten Krieg. Daher fürchten die aggressiven Kräfte und ihre reaktionären Regierungen ihre Völker, die keinen neuen Krieg wollen und mehr und mehr bereit sind, für die Erhaltung des Friedens zu kämpfen. Zu immer neuen raffinierten Methoden der Irreführung und der Einschläferung der Wachsamkeit der Völker nehmen die Kriegsbrandstifter ihre Zuflucht. Der wachsende Terror in allen kapitalistischen Ländern gegen die Vorkämpfer des Friedensgedankens und ihre Anhänger zeigt jedoch, daß die Betrugsmanöver der Kriegshetzer mehr und mehr ihre Wirkung verfehlen.

Dem deutschen Volk fällt in der Verteidigung des Friedens eine ganz besondere Verantwortung und eine besonders große Aufgabe zu. Westdeutschland ist heute in Europa das Zentrum der imperialistischen Kriegsvorbereitungen. Werden dort die Pläne Eisenhowers durch das deutsche Volk zerschlagen, so gibt es keinen Krieg in Europa. Der Kampf des deutschen Volkes gegen die Aufstellung einer westdeutschen Söldnerarmee, in welcher Form immer, der Kampf des deutschen Volkes um die Einheit Deutschlands und einen gerechten Friedensvertrag ist zugleich ein Kampf zur Sicherung des Weltfriedens. Denn: „Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Existenz eines friedliebenden, demokratischen Deutschland neben dem Bestehen der friedliebenden Sowjetunion die Möglichkeit neuer Kriege in Europa ausschließt, die Blutvergießen in Europa beendet und die Versklavung der europäischen Länder durch die Weltimperialisten unmöglich macht“, Europa „einen festen Frieden gewährleistet.“ (Stalin in seinem Begrüßungstelegramm zur Gründung der Deutschen Demokratischen Republik, 13. Oktober 1949.)

Die Hauptstadt Deutschlands wird in den nächsten Tagen die Ehre haben, den Weltfriedensrat in ihren Mauern zu begrüßen. Er wird in Berlin tagen gerade aus der Erkenntnis heraus, daß die friedliche Lösung der deutschen Frage, die Verhinderung des Wiederauflebens eines deutschen Imperialismus und Militarismus für die Völker Europas, für den Frieden von ausschlaggebender Bedeutung sind.

Stalins eindringliche Mahnung an die Völker, die Sache der Erhaltung des Friedens in ihre Hände zu nehmen, den Frieden bis zum Äußersten zu verteidigen, eine breite Kampagne zur Erhaltung des Friedens als Mittel der Entlarvung der verbrecherischen Machenschaften der Kriegshetzer zu entfalten, wird die Kämpfer für den Frieden in der ganzen Welt, auch in Deutschland, zu den äußersten Anstrengungen veranlassen, das Weltfriedenslager aller Völker mobilisieren und den Weltfriedensrat zur Lösung seiner großen Aufgaben beflügeln. Dabei können die Völker sicher sein, daß die große Sowjetunion ihre geradlinige Friedenspolitik an der Spitze der Friedenskräfte der Welt unter Führung Stalins, ihre Anstrengungen zur Erhaltung des Friedens und zur Unterstützung aller Völker gegen imperialistische Aggressionen fortsetzen wird. Die Sowjetunion hat seit ihrem Bestehen tausendfache Beweise dafür gegeben, daß die Worte, mit denen Stalin seine Ausführungen dem Korrespondenten der „Prawda“ gegenüber schloß, die unerschütterliche Grundlage der Außenpolitik der Sowjetunion kennzeichnen: „Was die Sowjetunion betrifft, so wird sie auch weiterhin unbeirrbar eine Politik der Verhinderung des Krieges und der Erhaltung des Friedens verfolgen.

Quelle: Gg. Kr., Stalins Friedensbotschaft, Neues Deutschland, 6 (62) Jahrgang, Nr. 41, 18. Februar 1951, S. 1–2.